Über Winterkälte muss eigentlich nichts mehr gesagt werden. Seit 1991 definieren Udo Wiessmann und Eric de Vries das Krach-Genre und im Plattenladen muss man sich immer fragen, ob Winterkälte nun unter Rhythm-Noise steht oder Rhythm-Noise unter Winterkälte. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als Drum and Noise und das passt wunderbar, denn spätestens bei einem der zahlreichen und weltweit stattfindenden Liveauftritte wird klar, warum es so heißt, denn Eric de Vries kümmert sich um die Drums und Udo Wiessmann um den Noise.

Wie immer man den Stil jetzt auch bezeichnen mag, Fakt ist, dass es ohne Winterkälte in diesem Genre schon längst, wie bei vielen anderen Stilrichtungen, zur Stagnation gekommen wäre. In diesem Jahr spielten Winterkälte zum zehnten Mal auf dem Maschinenfest, dem wohl renommierten Festival dieser Art weltweit. Zehn mal Winterkälte live auf dem Maschinenfest bedeutet auch zehn mal auf der Maschinenfest-Compilation und wer diese kennt weiß, dass dort ausschließlich exklusive Beiträge veröffentlicht werden. Maschinenfest Tracks 1999 – 2014 beinhaltet also zehn Tracks die, außer auf den Maschinenfest-Compilations, bisher noch nicht veröffentlicht wurden und nur auf dieser Doppel-Vinyl zu finden sind. Wenn das nicht nicht schon alleine ein Grund wäre um sich diese Zusammenstellung zuzulegen, dann wegen der wirklich überragenden Verpackung und Präsentation, denn Maschinenfest Tracks 1999 – 2014 kommt in einer wirklich griffigen und stabilen Doppel-Vinylhülle mit sehr schickem Aufdruck und einigen Beigaben, wie zum Beispiel 4 Kunstdrucke und, nicht zu vergessen, eine entsprechende CD, falls man das Vinyl lieber unangetastet lassen möchte.

Diese Veröffentlichung ist auf gerade mal 500 Stück limitiert, wobei die ersten 200 Exemplare auf blauem, transparenten Vinyl gepresst wurden, die restlichen kommen schwarz daher – beide Versionen selbstverständlich auf 180g schwerem Vinyl. Qualität, wie man sie vom Hands-Label gewohnt ist. 1997 hieß das Maschinenfest noch Musik in Elektrisch und aus dieser Zeit stammt der passende Opener, der auch gleich die weitere Richtung vorgibt. Drum and Noise ist bei Winterkälte Programm und wer hier strukturloses Rhythmusgeballer erwartet, der wird ziemlich enttäuscht sein. Winterkälte ballern zwar ziemlich ordentlich los, vergessen aber niemals, einen Track aufzubauen, ihm Wendungen und Richtungen zu geben. Innerhalb des scheinbar chaotischen Lärms erstreckt sich ein weites Feld an Variationen und gewollten Krachattacken.

Winterkältes Sound ist einzigartig, verbindet er doch gekonnt intelligenten, anspruchsvollen Rhythm-Noise mit einer gewissen Clubkompatibilität, was nicht zuletzt durch den Rhough-Mix von Ban Depleted Uranium Weapons bewiesen wird. Maschinenfest Tracks 1999 – 2014 ist nicht nur eine Retrospektive der Maschinenfest-Compilationbeiträge, sondern vielmehr ein wertvolles Zeitdokument, welches neben der musikalischen eben auch die zeitliche Entwicklung und ein Stück auch den Werdegang von Winterkälte beinhaltet. Eine unbedingte Empfehlung und ein absolutes Muß!