Eine perfekte musikalische Darbietung. Punktgenauer Gesang auf der Höhe der (richtigen) Töne. Das dezente Spiel mit erotischen Reizen. Das verspielte Kokettieren mit Anzüglichkeiten. Zurückhaltend, pure Kunst und das alles fernab von plakativer Oberflächlichkeiten. All diese Dinge kämen mir in den Sinn, wenn ich die Frage "Was bieten Umbra et Imago nicht?" beantworten sollte. Dennoch steht die Karlsruher Combo rund um Resthaarträger Mozart wie kaum eine andere für die deutsche Gothic Szene... und das vollkommen zu Recht!

1991 ins Leben gerufen spielte man das, worauf man Lust hatte. Geht nicht - gibts nicht. Kein schiefer Gesang, kein noch so peinlicher Text den man nicht toppen konnte und Live Performances zwischen Sadomasochismus und Fremdscham. Das Besondere aber ist, dass Mozart und seine wechselnden Mannen nie ein Image vorgaukelten sondern ehrlich das machten, was ihnen Spaß brachte und dass sie auch gut über sich selbst lachen konnten. So entwaffnete man gekonnt die vielen Kritiker, arbeitete nebenher an einem eigenen, unverkennbaren Sound und schuf (unabhängig von den Texten) Melodien, die sich nachhaltig in den Köpfen der Szene festhaken sollten. 2010 sollte das 'Opus Magnus' als finaler Gnadenstoß der Qualität die Diskographie der Band abschließen, doch umtriebig, wie es Mozart eben ist, überrascht das vorliegende Werk nicht wirklich. Zu diesem Anlaß habe ich mich noch einmal durch alle Alben geschmunzelt und die Entwicklungen im Sound sind mächtig, die Marschrichtung wurde immer deutlicher und der gnadenlose Trashfakter der die Band in Text und Gesang ausmacht blieb Jahr ums Jahr der selbe - naja, nicht ganz, denn man geht schon gemäßigter vor als noch zu "böse/Möse" Zeiten.

Als offen bekennender Fan musste ich seelig in mich lächeln, als ich endlich mal wieder das Wort 'Wolllust' aus Mozarts Mund hören durfte und wie bei jedem Album stellt sich auch bei 'Die Unsterblichen' das Spiel mit der Skiptaste ein (nicht unähnlich dem von Mozart geliebten S/M Spiels): Wie lange ertrage ich die Peinlichkeiten und den musikalischen Wahnsinn, wie lange halte ich es wohl aus, bevor ich doch skippen muss? Doch alles in allem kann man das Album bis auf wenige Ausnahmen gut hören. Das ist Fluch und Segen zugleich, denn Umbra et Imago bieten zwar solide Kost, unsterblich werden sie aber mit diesem Album nicht. "Viva vulva" und "Tief in den Augen" können gefallen. "Get off" erweist sich mit seinem Fair Sex/Sisters Gedenk-Riff als Höhepunkt und durchaus tanzflächengeeignet. "Radiosong" will größer sein, als es am Ende ist. "Sex Vampire" ist absoluter Wahnsinn in Dosen, Kindermelodie trifft auf Schlumpfgesang mit "Liebe Sünde" Text (Wer den Text laut vorlesen kann ohne rot zu werden oder loszulachen verdient meinen Respekt).

Am Ende muss ich aber attestieren, dass ich eben 'nur' ein 'weiteres' Umbra Album gehört habe. Und das ist mir für die Meister des Irrsinns zu wenig. Mozart, da geht mehr! Das letzte Dracul Album hatte in meinen Ohren musikalisch UND textlich mehr UmbraKult in sich als 'Die Unsterblichen'. Für Fans und Freunde zwar ganz sicher eine lohnende Pflichtangelegenheit und meiner Ansicht nach stimmungsvoller als die letzten beiden Alben, doch wird man nur schwer Neupublikum erobern in einer schwindenden Szene. Dafür sind die Texte dann doch zu zahm, die Melodien zu altbacken und der Trashfaktor nicht hoch genug, um wieder gut zu sein.