Zynic scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, an die geschmeidigen deutschen Elektropop-Jahre zu erinnern, in denen De/Vision erste Gehversuche auf Samplern unternehmen, während Camouflage schon voll im Geschäft waren. Und genau dort findet sich auch der anvisierte Fan für Zynic. Während die Single ‚Dreams In Black In White’ zwar als Ohrwurm perfekt war, aber stellenweise zu sehr beim Pop ankam, stellt sich das Album sofort vielschichtiger dar. So geht ‚Rescue Me’ bereits weiter vom Mainstream ab, mehr in Richtung Independend Electropop Clubhit während danach einige Songs sehr schön mit geschickt gewählten Harmonien die Balladen-Sparte bereichern. ‚Shadow Framed Memories’ gehört genauso in diese Schublade wie ‚Almost Silence’ und besonders ‚Absurd Lovesong’. Vollelektronisch mit klassischen Synth-Effekten und blubbernden Bässen hat ‚My Personal Kryptonite’ Hitpotenzial ebenso wie ‚Who’s To Blame’ das mit Synth-Läufen im Vordergrund mit am schnellsten erscheint. Reine Tanzkracher findet man nicht, dafür ist das Album aber auch nicht angelegt; vom Future-Pop distanziert sich Zynic offensichtlich zugunsten von passend eingesetzten Retro-Sounds. Das Cover von Depeche-Modes ‚Any Second Now’ bestätigt diesen Ansatz, denn die Grundstruktur, die essenziellen Sounds wurden beibehalten und lediglich durch einen etwas stärkeren Beat und einige neue Bits and Pieces ergänzt, die den Song authentisch belassen und trotzdem interessant für das Jahr 2011 machen. Ein wirklich gelungenes Tribut. Die limitierte Edition beinhaltet noch vier Remixes inzwischen bekannter Mischpultkoryphäen. Iris ermöglichen Zynic dann doch den Einsatz im Club-Umfeld, People Theatre erheben ‚Shadow Framed Memories’ in den Klavier-Kontext und ‚My Personal Kryptonite’ erhält von Parralox die leicht housige Note, die hier bestens funktioniert. Der bereits auf der Vorabsingle ‚Dreams In Black and White’ veröffentlichte Remix von Assemblage23 hingegen erschließt sich mir auch auf dem Album nicht… Fakt ist: das letzte Synthpop-Album, das so viel Potenzial hatte sich sofort und gleichzeitig permanent festzusetzen, ist schon ein Weile her. Da kann man dann schon mal über die ein oder andere all zu deutliche Referenz hinwegsehen und einfach akustisch genießen. Ein Debut, das es verdient hat, gehört zu werden!