Vier Jahre sind seit dem letzten Zeraphine Album "Still" vergangen und die Band scheint die Zeit sehr gut genutzt zu haben. Unter anderem hat Sänger Sven Friedrich mit seinem elektronischen Nebenprojekt Solar Fake in der Zwischenzeit sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Bei vielen Bands ist sowas ja oft auch ein Zeichen von Auflösungserscheinungen, nicht jedoch bei Zeraphine. Ganz im Gegenteil. Beim Hören von "Whiteout" meint man den Reifeprozess der Band geradezu hören zu können. Wo "Still" u.U. nicht so zugänglich war, ist "Whiteout" jetzt wesentlich offener. Mit dem atmosphärischen "Erwachen" wird "Whiteout" eröffnet und es ist ein typisches Zeraphine Album: Melancholischer Rock, dezente Elektronik, treibende Drums und markante Gitarren, gepaart mit der besonderen Stimme eines Sven Friedrich. So ist dieses Album auch erfreulich abwechslungsreich und sorgt für akustische Kurzweiligkeit. Schwächen lassen sich auf "Whiteout" nicht finden, ein paar Songs, die trotz der hohen Klasse des Gesamtwerks etwas hervorragen, aber schon: Das beschwörende "I Will Be There", die Ballade "Tomorrows Morning", "Louisa", das wunderbare "Rain Falls" und das ergreifende "Du Fragst Nicht Mehr". Die Songs auf "Whiteout" sind wie aus dem Lehrbuch aufgebaut: Perfekt arrangiert, tiefgehende Lyrics, wunderbare Melodien mit hymnischen Refrains, die den Hörer sofort für sich einnehmen. Und immer wieder die Stimme von Sven Friedrich, der die Texte mit einer Intensität transportiert, die nicht oft zu hören ist. Gefühl pur. Hier haben die Mannen von Zeraphine wieder ganze Arbeit abgeliefert und bewiesen, dass ihre Stärke darin liegt, die Emotionen, von denen die Songs handeln auch musikalisch zu transportieren. Wirklich grossartig.