2 Jahre nach seinem Genre trotzenden Debüt bei Hymen legt der im französischen Nîmes beheimatete JB Zeller nach. Diesmal beim Tympanik-Label und mit mehr Gefühl für Kohärenz gestaltet sich "Turbulences" jedoch immer noch sehr...turbulent. Industrial bleibt ein gemeinsamer Nenner in Bezug auf das Sounddesign, doch ist es auf dem neuen Album den Dub-Referenzen untergeordnet. Die Tracks beginnen grösstenteils als mysteriös-bedrohliche Soundkulisse mit tiefen Bässen und effektbeladenen, futuristischen Synthie-Klängen. Die auftauchenden Geräusche vermitteln, auch aufgrund von Reverb, Delay u.ä., eine ausgeprägte Raumtiefe, die auch im Verlauf der einzelnen Stücke erhalten bleibt. Etwas später kristallisiert sich dann ein synkopierter Rhythmus heraus, wie er für Genre wie Dub-Reggae oder Dubstep/2-Step charakteristisch ist. Dabei bleibt es jedoch nie, die einzelnen Titel sind angereichert mit Breaks und Rhythmuswechsel, die dann manchmal eher Assoziationen zu DnB, IDM, Ambient oder auch Rhythmic Noise wecken können. Das Beatwork zeigt sich durchgehend sehr wandlungsfähig, wie auch die Synthlines und Samples, von frickelig bis sphärisch, von klar bis verzerrt und rauschend, von aggressiv bis entspannend ist alles gegeben, und das ohne sich aus dem Kontext zu lösen. Was Melodien angeht wird nicht viel geboten, sie sind nur rudimentär vorhanden und tauchen hin und wieder für kurze Zeit (aber wirkungsvoll) auf. Die Atmosphäre ist nichtsdestotrotz sehr dicht, was auch durch die fünf 1-2 Minuten langen Zwischenstücke unterstützt wird. Die Titel, der Sound, das Cover-Artwork und das Blau desselben ergeben zusammen eine relativ unbehagliche Stimmung, es ist dunkel, technisch und nicht auf Zimmertemperatur. "Turbulences" klingt frisch und knackig, die Strukturen sind nicht zu komplex und nicht zu monoton, was es einem erlaubt, das Ding auch in einem Durchlauf zu hören. Zeller hat sich im Vergleich zum Debüt positiv weiterentwickelt und ein Album mit leichter identifizierbarem, zusammenhängendem Konzept abgeliefert. Wem kann ich das Werk empfehlen? Allen Beat-Fetischisten mit Begeisterung für komplexe, genreübergreifende Sound-Arrangements, die gleichzeitig nicht zu kopflastig werden. Zudem fügt sich das Album sehr gut in den Katalog von Tympanik ein, so dass auch Fans der weniger auf Ambient fokussierten Künstler des Labels ruhig zugreifen können.