Er hat "Die fabelhafte Welt der Amélie" noch außergewöhnlicher und schöner gemacht und die Suche nach den Spreewaldgurken in "Good-Bye Lenin" noch spannender. Yann Tiersen ist nicht nur den deutschen Hörern vor allem durch die Soundtracks zu diesen beiden Filmen ein Begriff. Wer sich schon einmal in den mal melancholischen, mal einfach nur schönen Kompositionen des Bretonen verloren hat, wird auch so schnell nicht wieder davon weg kommen. "Les Retrouvailles", sein neuestes Werk, hat genau wieder diesen Effekt. Erst einmal in die heimische Tonmaschinerie gelangt, beißt sie sich dort eine lange Zeit fest. Wie Tiersen das macht, ist schlichtweg verblüffend, denn er nutzt weder außergewöhnliche Effekte noch ist er auf den ersten Blick innovativ. Vielmehr könnte man seine Musik als dezent bezeichnen. Und doch ist da dieses oft unbändige Feuer, das mal nur durch ein zartes Leuchten, mal durch ein Funkenschlag durchbricht. Dabei begleitet eine tiefe Melancholie Tiersens Stücke. "Les Retrouvailles" entstand, wie schon "Le Phare", auf der Insel Oussant, einem kleinen und verlassenen Stück Erde. Yann Tiersen braucht diese Abgeschiedenheit, um in seinen Kompositionen aufgehen zu können und eben dieser Einsamkeit verdankt seine Musik wohl auch die Schwermut. Das neue Album ist dennoch ein Novum. Tiersen kehrt seine rockigere Seite nach außen, was nicht bedeutet, dass man mit schweren Gitarren oder ähnlichem rechnen muss, obwohl viel mehr Akustikgitarren auf dem Album zu hören sind, als man am Anfang vermuten würde. Aber es sind eben diese Songs wie "Loin Des Villes" oder La Veillée", an denen man Yann Tiersen sofort erkennt. Verträumte Melodie, sanfte Akustikgitarre, Streicher und natürlich das Akkordeon bilden einen unvergesslichen Sound. Nebenbei hat sich der französische Tonkünstler mal eben ein paar Größen aus dem Musikgeschäft für sein neues Album verpflichtet. So singt Elisabeth Fraser von den Cocteau Twins engelsgleich bei "Kala" und Chansonette Jane Birkin leiht "Plus D'hiver" ihre Stimme. Sehr zu empfehlen sind auch das schnelle "La Boulange", bei dem die Streicher die Luft geradezu zersägen und das traurige Pianostück "La Plage". Yann Tiersens neues Album unterstreicht seinen Einfallsreichtum und sein künstlerisches Schaffen und macht ihn zu Recht zu einem viel beachteten Komponisten.