Remix is business. Einkauf von bekannten Namen mit vorkalkuliertem Ergebnis. Boring as hell. Vielleicht war das auch ein Grund warum Xabec dieses Kommerz Schreckgespenst bereits per Definition nach Hause geschickt hat: Transfomations not Remixes! Das ist doch gleich was ganz anderes, haftet dem Wort Transformation etwas alchemistisches an, etwas was ein Re-Mix eigentlich auch sein sollte: Xabec hat als einzige Auflage gemacht, dass die beteiligtem Künstler sich von seinen Sounds (nicht Verkaufszahlen) führen lassen sollten – egal wohin. Teilweise wurden bis zu 30 Spuren zur Verfügung gestellt oder eben auch nur 2. Allein die Auswahl der Künstler beinhaltet schon einen gewissen Garant für musikalisch hochwertige „Re-Mixe“ im klassischen Sinn der Neuinterpretierung oder tatsächlich komplett neuer Werke. Eine CD die genau gehört werden will und soll und den seltenen und mutigen Ansatz wagt Remix Partner nur nach künstlerischen Potential auzusuchen, egal ob die Namen nun die Szenebrüller sind oder nicht. Das fliesst auch in meine Bewertung ein. Respekt – so soll Musik sein! Gummaff – Northaunt. Atmosphären aus „fieldrecordings“ und „found sounds“ mit einem Minimum an melodischen Elementen sind das Markenzeichen des norwegischen Dark Ambient Projekts von haerleif langås. Entstanden ist eine echte Transformation im Stil Northaunt’s arktisch düsteren Klangästhetik, da nur Sounds vom Original (vom Album „Using Unused Methods“) verwendet wurden, diese aber komplett neu interpretiert. Transformation –Incite. Das audiovisuelle Projekt aus Hamburg hat das Original (vom Album „Using Unused Methods“) auf die kratzigen, trockenen Elemente reduziert und mit einem knarzigen Lichtbogen Strombass elektrisiert. Interessant - die schönen Sphären des Originals sind allerdings weg. Liquid Journeys – Wild Shores. Wild Shores sind – ähnlich wie Incite – Künstler die auch stark mit visuellen Elementen, Performances und sogar Plastiken arbeiten. Das Original (vom “Seelenschiff” Album), eher als atmosphärisches Stück mit verhalten-trockenen beats angelegt wird jetzt dichter und treibender, ja sogar richtig tanzbar. Eingestreut werden noch höchst seltsame Sprachsamples aus obskurer, philosophischer Quelle. Magisch – Anspieltipp! Säge – Empath. Empath ist Mike Erkau aus Leipzig und langjähriger VJ Partner von Xabec und Remixer. Säge(aus „the electric mandala – pt1“) kenn ich leider nicht im Original, daher kann ich auch keinen Vergleich anstellen wie toll oder eben nicht toll hier transformiert wurde. Herausgekommen ist wohl das tanzbarste Stück dieser CD. Gut gewählte Sounds und treibenden Rhythmen lassen auch dieses Stück klar zum Anspieltipp avancieren. Leaves – Alio Die. Stefano Musso aus Mailand verbirgt sich hinter Alio Die. Seine Interpretation lässt Leaves (vom Album „Using Unused Methods“) etwas weiter und epischer, allerdings auch diffuser werden. Das liegt vielleicht auch im Ansatz Musso’s begründet eine zweiten Klangwelt zu den Originaltracks aufzubauen, ohne diese zu stark zu verändern. Erinnert mich etwas an die Arbeiten von Steve Roach. Pumpenwasser - Patrick Franke. Das mit Abstand sprödeste, minimalste aber auch mutigste Stück! Patrick Franke arbeitet am radikalsten mit Klängen, die dem entsprechen was man unter „found sound“ versteht: Klänge frei(?) von kompositorischer Struktur und Harmonieregel. Da kommt es schon mal vor, dass gar nichts zu hören ist. Ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack und auch nicht gerade eingängig, aber absolut konsequent im Ansatz. Der Riss – Schachtanlage Gegenort. Das Projekt von Denise Ritter arbeitet wie der Name schon nahe legt u.a. mit Sounds aus der Stahlindustrie und Kohlebergwerken, als auch mit Klanginstallationen. Hauptklangquelle, sowohl im Original (vom Album „Seelenschiff“) als auch der Neuberabeitung ist ein Saiteninstrument. Neuhinzugekommen sind Klänge von Strassengeräuschen die in einem Park aufgenommen wurden. Ganz klar - Kategorie: Experimentiell , Nebenfach: Found Sound. Trotzdem Interessant – vor allem wenn man die skurilen Geschichten und Konzepte der Künstler ließt (http://www.xabec.com/transformed). Open State – Electronengehirn. Malte Steiner aka Electronengehirn macht aus dem Original (aus „Using unused methods“) eine etwas frickelig, sperrige Klanglandschaft ohne jedoch die schönen Atmosphären komplett zu entsorgen. Nicht so eingängig wie das Original, aber eine klare Transformation. If – Atmogat. Ich kann beim ersten Hören keinen wirklich signifikanten Unterschied zum Original (aus „Using unused methods“) erkennen. Die bedrohliche Atmosphäre verstärkt durch die angezerrten Stimme von Anne Clark ist ungebrochen. Silence. What would happen next? Jetzt kommen industriell verhallte Beats dazu. Atmogat – die DJ’ aus Berlin bauen aus If zwei Stücke, das Original und wie es aus ihrer Sicht weitergehen könnte. Interessanter Ansatz einer Neuinterpretation! Sci-Fi – Orphx. Orphx braucht nicht mehr vorgestellt werden. Das Original vom „2000 hands“ Sampler kenn ich mal wieder nicht. Macht nix, Orphx machen gute Arbeit: Anspieltipp. Connected – Contagious Orgasm. C.O. brauchen auch nicht weiter vorgestellt werden. Hiroshi Hashimoto hat das klangcollagenartigen Original (aus „Seelenschiff“) nicht grob verändert, aber neu zusammengesetzt. Herausgekommen ist eine Remix, der das Original absolut respektiert. Open State – Ah Cama Sotz. Vielleicht der zugkräftigste Namen auf dem Release. Ah Cama Sotz war so angetan vom Original, dass er nur leichte Veränderungen vornahm: die typisch dubbigen downbeat drums (siehe Dead Cities) und ein paar orientalische Sprachsamples. Ist halt wie ein typischer 80er Jahre „Extended Mix“ geworden: Drummer raus – drumbox rein plus ein paar Sprachsamples. Fertig. Der Ansatz ist absolut legitim und man könnte es auch so ausdrücken: das Original ist so gut, da braucht’s nicht mehr viel. Ein schöner Remix und weiterer Anspieltipp.