20 Jahre hat X-Fusion nun schon auf dem Buckel. Und immer noch, oder vielleicht auch gerade durch die Erfahrung und fehlende Abstumpfung durch regelmäßige Selbstanleihen, ist der aktuelle Output "Vast Abysm" ein Zeugnis dafür, dass Hellectro durchaus das Potenzial besitzt, nicht nur mit einem Schreihals bewaffnet und ewig gleichen Titelstrukturen voll auf die 12 zu schlagen. Natürlich gilt auch hier, dass weder Rad noch themenspezifische Dinge neu erfunden werden, doch durch Ideenreichtum variiert X-Fusion jeden Output, so dass der Hörer immer wieder gespannt sein kann, was diesmal an Besonderheiten auf dem Album zu finden sein wird. Beispielsweise wird wieder etwas in deutscher Sprache geboten "I Saw You" (very deutscher Titelname) und "Stuprum Violentum" (klingt wie ein Fluch von Harry Potter). Beim besseren Verstehen der deutschen Texte kann man allerdings geteilter Meinung sein, wie weit man diese Gedanken vor dem innerlichen Auge wirklich visualisieren möchte. Doch gerade Zweitgenannter lässt durch die Gitarren, das Midtempo, die böse rauchige Erzählstimme und alle weiteren sorgsam und dadurch absolut stimmigen eingesetzten Sounds ein so beklemmendes Gefühl aufkommen, dass dieser Song der perfekte Anspieltipp für "Vast Abysm" ist. Dunkelelectromucke, pur! Auch wenn er nicht sofort (und gleichfalls nicht unbedingt später) sonderlich prägnant Ohr hängen bleibt, was zugegebenermaßen für fast alle anderen Titel gilt, so ist X-Fusions aktuelle CD wieder einmal eine Reise durch die verspielten, melodischen Möglichkeiten, die sich mit diesem Electro-Stil durchaus verbinden lassen als das obligatorisch Stereotype. Neben Noisuf-X-Einflüssen ("Parasites", "Flesh And Blood") und Tempovariationen ("Bringer Of Light", "Good Gloomy Night", "Bloody Revenge" mit Schrammelgitarrenanteil!, "Last Breath") oder einem Instrumental in orchestraler Aufmachung (sehr gelungen: "Valediction") lässt sich vielleicht auch einfach nur gute straighte X-Fusion-Mucke für eine Weiterempfehlung anpreisen: "When The Curtain Falls" - oder auch gleich der offizielle Beginn "Godless". "Commercial Whore" mit seinen 'Kirmes-Charakter' übertreibt es ein wenig, aber das bleibt der einzige 'Ausrutscher' der CD. Wäre ich nicht beim Medienkonverter, hätte ich mich sicherlich nicht freiwillig zum Anhören solch eines musikalischen Projektes gemeldet (ja, ja, die Vorurteile). Umso erfreuter bin ich, dass ich wiederum sehr, sehr positiv über solche Highlights in diesem Sektor berichten durfte.