Zu Beginn lässt sich abschließend sagen: Solide produziert, durch die verzerrten und wummernden Beats großteils clubtauglich aber musikalisch eben auch gar nichts Neues. Das heißt, wer allgemein Suicide Commando-, :Wumpscut:- oder Hocico-affin ist und all deren Abkömmlinge mag, der bekommt mit "Waste Of Time" einen wunderbaren Querschnitt all dieser Musikstile geboten. Eine allzu kleine Schnittmenge ergibt sich daraus logischerweise nicht, da sie sich doch allesamt zumindest leicht bis sehr stark ähneln. Und genau das ist der springende Punkt: Clubtauglichkeit hin oder her, mit "Waste Of Time" lässt sich freilich ein kurz- bis mittelfristiger Clubhit-Kandidat etablieren aber ohne fehlende grundlegende eigene Ideen ist die Zukunft mutmaßlich ungewiss. Der Chemnitzer Multiprojekt-Mann Kai Arnold (siehe unter anderem auch Various Artists - Lost In Darkness Volume 2) offeriert uns mit seinem Debüt-Album "Waste Of Time" seines Projektes Wynardtage eine Mischung aus einer großen EP und einer kompletten Maxi, das heißt, es gibt neun verschiedene Titel, wovon "Waste Of Time" in fünf Varianten vorhanden ist und der Hidden Track "Sterbehilfe" als Titel Nr. 66 erscheint. Da durfte wohl mal wieder der Satan ein Wörtchen mitreden... An den Namen einzelner Songs kann man ziemlich gut erkennen, wer zu den musikalischen Vorbildern von Wynardtage gehört (z.B. "Du Hast...", "My Hell", "Sterbehilfe"). Sie sind jedoch keine Cover-Versionen sondern eher als Eigeninterpretationen zu vermuten. Die klangliche Vorlage liefern die Standard-Sounds à la Suicide Commando und das Titel für Titel (einmalige Ausnahmen sind Orgelklänge und Panflöte). Für den Club 100%ig kein Nachteil, beim (wiederholten) Hören wirken sie aber irgendwann ermüdend, weil einfach die Abwechslung fehlt. Da können die verzerrten Beats und Stimmen mit diversen Sample-Einlagen zwar durch ihr Beatgewitter zuverlässiges Tanzpotenzial hinzufügen, aber bei den ruhigeren Songs hätten sich sicherlich auch noch andere Klänge finden lassen. Stattdessen wurde einfach nur der Temporegler nach unten bewegt und alles bleibt beim alten. Dass es klanglich zumindest leicht anders gehen kann zeigen die Mixe von "Waste Of Time", die von May-Fly, NostroM, Encephalin und Acylum beigesteuert wurden. Als die oben genannte 'Maxi-CD' würde der Titel wahrscheinlich eine ganz gute Figur machen aber auf dem Album wirkt der klangliche Unterschied nicht stark überzeugend, weil er sich nur auf Mixe ein und desselben Titels bezieht. Zumal stammen sie auch noch von anderen Bands und nicht von Wynardtage selbst. Als Werbung für diese regionalen Projekte ist es keine schlechte Plattform aber für das eigene Wynardtage-Spektrum eben keine weitere Empfehlung. Der Encephalin Remix kommt übrigens fast einer Hommage an Hocico gleich, nur dass Erks Stimme etwas anders klingt. "Cold" ist einer der 'friedlicheren' Songs, der zwar keine instrumentale Abwechslung bringt (bis auf die Panflöte) aber zumindest eine gediegene Endzeitstimmung verbreitet und als einziger aus dieser Riege einen kleinen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Für die nächsten VÖs bleibt zu hoffen, dass vielleicht doch der eine oder andere frische Synthi-Sound Einzug in das Wynardtage-Repertoire hält, so dass zumindest in diesem Bereich eine eigene Handschrift erkennbar wird, denn auf das Genre bezogen scheint der musikalische Zug nur eingleisig zu fahren, ohne zukünftige erkennbare Weichen.