Aktuell bietet Wynardtage einigen Anlass zu Spekulationen. Im Beipackzettel zu „Walk With The Shadows“ wird darauf hingewiesen, dass Mastermind Kai Arnold mit dieser Doppel-CD das Kapitel Wynardtage nach sieben Jahren erst einmal abschließt. Dazu konnte man in den einschlägigen Magazinen einiges über einen Zwist zwischen Ihm und Pedro von Acylum lesen. In Interviews hat Kai das ganze etwas relativiert und darauf verwiesen, dass er sich Gedanken darüber machen will, das bisher ignorierte Thema Liveauftritte anzugehen. Wie auch immer, herausgekommen ist eine randvolle Doppel-CD, die für Fans sicher eine kleine Schatzgrube ist, für andere eine echte Herausforderung. Für mich zum Beispiel. Vorweg ist zu sagen, dass ich kein großer Fan von Unmengen von Remixen auf einer CD bin und zudem auch kein großer Anhänger des Hell Electros. Allerdings ist mir Wynardtage immer wieder positiv aufgefallen, so zuletzt auf „The Grey Line“ als weiblicher Gesang und mehr Melodien dafür gesorgt haben, dass zum Beispiel der Titeltrack bei mir hängen geblieben ist. Also stürtze ich mich offen auf die 32 Songs. Los geht es mit sieben neuen Stücken. Den Anfang macht mit dem Titeltrack und „Demons Right Behind You“ zweimal solides Clubfutter, welches in einschlägigen Clubs sicher seinen Platz erkämpfen kann, mich aber nicht wirklich aus den Schuhen haut. Beim wirklich gelungenen „The Cold Spell“ gibt es kurz Zeit zu verschnaufen und auch die Zusammenarbeit mit Yendri bei „Going Nowhere“ ist charmant. Auf „(I Am Nothing) Like A Prostitute wird das Tempo wieder angezogen und Hocico-Fans könnten hier aufhorchen. Wenig Mut brauchen die DJs in Zukunft um „Blurred“ einzusetzen, da dieser Song im Agonoize-Mix daherkommt und alles mitbringt um die Tanzflächen zu füllen. Nach den neuen Songs kommt die erste Charge an Remixen. Grundsätzlich ist meine Erfahrung bei Remixen, dass wenn beide Bands aus dem gleichen Subgenre stammen, dann nur in den seltensten Fällen etwas Spannendes zum Vorschein kommt. Und so bieten viele Remixe der ersten CD genau die Sorte von Hell Electro, die ich echt nicht mehr hören kann. Die von FGFC820 oder [X]-RX verwendeten Sounds kann man mit viel Wohlwollen dem Trance-Bereich zurechnen, meiner Meinung nach trifft es Kirmestechno fast besser. Dann lieber richtigen Krach wie im Xotox-Mix. Etwas mehr Abwechslung bieten Captive Of Society oder Echorausch. Letztere geben dem erwähnten „The Cold Spell“ noch den letzten Schliff. Die zweite CD bietet, neben weiteren Remixen älterer Stücke, drei Coverversionen. Auch so ein Thema. Die Auswahl ist nicht zu beanstanden, mit The Cure, U2 und Calva Y Nada ist für Abwechslung gesorgt. Die Wynardtage Interpretationen sind nicht schlecht, aus meiner Sicht aber auch keine Offenbarung. Die Remixe bieten einige Überraschungen. Zu den positiven gehört der schleppende Miss Construction Mix von „I´m Not Your God“ im Wumpscut-Stil oder die intensive Bearbeitung dieses Songs durch die belgischen Stin Scatzor. Eine musikalische Achterbahnfahrt die sich gewaschen hat und einer beste Tracks dieses Outputs. Richtig für Abwechslung sorgen Din-A-Tod, die die harsche Kruste mit ein paar Retro-Sounds und viel Pfiff aufbrechen. Dazu gesellen sich Enttäuschungen wie „Crash Of A Star“ in der Aeshetic Perfection Variante. Hier gilt leider das Gleiche wie bei einigen Mixen auf der ersten CD. Natürlich ist auch ein Leaether Strip Remix vertreten, der Dank dem typischen AE-Beat aus der „Underneath The Laugther“ Phase und Vocals von Claus Larsen, auf dessen letztem Album nur wegen den deutschen Originalvocals auffallen würde. In meiner Bewertung bin ich zwiegespalten. Auf der einen Seite ist „Walk With The Shadows“ für meinen Geschmack zu überladen. Zumindest meine Favoriten sind zum größten Teil auf der zweiten CD versteckt und zu dieser kommt jemand, der nur mal reinhören möchte, wahrscheinlich nur in den seltensten Fällen. Gerade bei den Remixen wäre aus meiner Sicht weniger mehr gewesen. Auf der anderen Seite ist diese Doppel-CD ja als (vielleicht nicht endgültiges) Abschiedsgeschenk gedacht und darüber hinaus für Genre-Fans sicher schon aufgrund der partizipierenden Bands interessant. Dazu komme ich auf etwa zehn überzeugende Tracks, was mich zu einer insgesamt recht positiven Bewertung bringt, da sich die meisten Hörer sicher eine ähnliche Menge an für sie interessanten Songs rauspicken können.