Wynardtage. Das ist dieses Dark-Electro/EBM-Projekt aus Chemnitz um Gründer und Soundbastler Kay Arnold, der mit diesem Projekt acht Alben in acht Jahren realisiert hat. Jener Kay Arnold, der von Anfang an mit seinen Ideen und seiner Musik aufgefallen und angeeckt ist, der in diesen acht Jahren viel erreicht hat, aber auch viel negative Kritik einstecken musste. Er musste es sich gefallen lassen, mit Wynardtage als Kopist und Abklatsch bezeichnet zu werden, aber sicher gefiel es ihm auch zu sehen, wie erfolgreich sich seine Alben in den Charts einnisteten. Gefeiert und verrissen wurden die Alben "Evil Mind" (2006), "Praise The Fallen" (2007) und "The Grey Line" (2008), belächelt wurden die frühen Best Of Alben "The Forgotten Sins" (2008 und 2009) und ein bisschen genervt verfolgte man die Phase zwischen der ersten Bekanntgabe der Bandauflösung und dem als Abschied veröffentlichten Album "Walk With The Shadows" und der Rücknahme des verkündeten Bandaus. Und nun, 2010, soll es also (wieder) so weit sein: Kay Arnold schlägt mit "A Flicker Of Hope" das letzte Kapitel der Wynardtage-Geschichte auf. Vielleicht ist es sinnvoll – wie man so sagt – aufzuhören, wenn es am schönsten ist oder wenn man keine neuen Ideen mehr hat und anfängt sich selbst zu kopieren. Vielleicht ist ein Abschiedsalbum eine schöne Geste, sich bei der über die Jahre angewachsenen Fangemeinde zu bedanken oder all seinen Schaffensüberschuss noch schnell und praktisch zu verwerten. Für mich wirft dieses letzte Album viele Fragen auf. Zum Beispiel: Gelingt es Wynardtage nach dem eher weniger geglückten Album "Walk With The Shadows" noch einmal, zu alter Stärke zurück zu finden? Einen gelungeneren Abschluss zu kreieren? Oder: Warum noch ein Wynardtage-Album, wenn der Kopf hinter diesem Projekt schon vor einiger Zeit erkannt hatte, dass die Luft raus ist? Vielleicht – und diese vielen 'vielleichts' sind unumgänglich – sind diese Zweifel aufwerfenden Vorboten mitverantwortlich dafür, wie die letzte Kritik zum letzten Album ausfällt: Denn "A Flicker Of Hope" ist weder ein guter Abschluss, noch ein würdiger Nachfolger der oben erwähnten Vorgängeralben. Es ist ein Album mit nachvollziehbaren Ansätzen, aber wenig gelungenen Umsetzungen. Der Hörer wird feststellen, dass er mit dem Titelstück "A Flicker Of Hope", den Titeln "Solitude", "Alive", "Deep Red" und "Departure" zwar Wynardtage-typischen Clubkrachern und Tanzflächenfüllern begegnet, aber DEN einen Hit, von dem Wynardtage stets ausreichend auf den Platten gestreut hatte, nicht darunter ausmachen kann. Was die Musik dieses Projektes immer ausgezeichnet hat, waren starke und eingängige Melodien, Atmosphären, die berührten und eine ganz wunderbare Verschmelzung von Aggression und Tanzbarkeit. Auch an die großen Emotionen "von früher" kommt dieses Abschlussalbum nicht heran. Den Versuch unternimmt das melancholische "Closer", das am Anfang wirklich Hoffnung aufkommen lässt. Es bleibt aber dann doch nur "nett". Nett beschreibt eigentlich überhaupt das ganze Album, die Zusammenstellung und die beiden Cover-Versionen zu Unter Null und Alien Produkt. Und dann ist da leider noch dieser Schlusstrack. Auf der einen Seite: dieses konzeptionell gut durchdachte Cover "Who Wants To Live Forever", als absoluter Abschiedssong! Und auf der anderen Seite: diese unerträgliche Umsetzung mit einer Sängerin, die während dieses Songs vieles, aber selten die Töne trifft. So einen Abschied wünsche ich keinem, schon gar nicht Kay Arnold und Wynardtage. Für mich bleibt die Frage, warum dieses Album denn überhaupt noch sein musste. Es ist traurig, aber das Ergebnis ist wenig überraschend.