Die gute Nachricht gleich zu Anfang: Wer nicht mehr in den Genuß der limitierten ersten Ausgabe mit dem Bonustrack kommen wird, kann sich beruhigen. Er hat nichts verpasst. Von der Genialität des Original von „Kirlian Camera" ist nicht viel übrig geblieben. :W: erweist sich mal wieder als wenig guter Remixer. Umgekehrt lief es besser; ich möchte an dieser Stelle den Remix von „She's Dead" erwähnen, der wochenlang in meinem CD-Spieler lag. Was bekommt der Hörer von „Wreath of Barbs" (WoB) sonst noch auf die Ohren? Den üblichen, seit „Bunkertor 7" (B7) wohlbekannten Sound mit den den ebenso üblichen Texten. (Lyrics auf Betondico.de .) Wer Überraschungen oder eine substantielle Weiterentwicklung des kreativen Schaffens erwartet hat, muß sich auf zukünftige Werke des „Meisters" vertrösten lassen. Fast wäre die Kritik über WoB unter der Rubrik „Der verdiente Verriß" erschienen, denn das erste Durchhören hinterliess keine euphorische Stimmung. Das wäre dann jedoch höchst ungerecht, denn das Schaffenswerk des von mir ansonsten hochgeschätzten Rudy R. kann seine volle Wirkung beim Hörer nur nach mehrmaligem Abspielen entfalten. Und in der Tat sind alle Songs sehr aufwendig gestaltet, so daß man auch beim mehrmaligen Durchhören immer wieder neue Details entdecken kann. Für mich sieht es ganz danach aus, als hätte das neue Equipment Rudy zu neuen Ideen bezüglich Arrangement von Samples und Rhythmus inspiriert, ohne das die Stücke im Effekte-Overkill unterzugehen drohen. Der erste Eindruck war aber nicht maßgeblich für mein Urteil. Im Gegenteil: Während „Bleed in Silence" nach dem ersten Anhören noch zwei Nächte später für Alpträume sorgen konnte, verschwand das Stück recht schnell von meiner Tracklist. Zu viele Wiederholungen am Schluss machen es schnell nervig. Dabei ist die Konzeption, das Stück wie ein Kinderlied klingen zu lassen, nicht von schlechten Eltern und schreit nach einem Remix. Wobei ich hinzufügen möchte, daß Horror in Verbindung mit Kindermusik nichts substantiell Neues darstellt; ein Kinotrailer für „Alien 4 - Resurrection" blieb mir deshalb in Gedächtnis haften. Der erste Track „Opening the Gates of Hell" erinnert vom Titel ein wenig an B7. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen; so plump zitiert sich :W: Gott sei Dank noch nicht. Aufgrund der Ereignisse in den USA bekommt der Text jedoch eine beklemmende Aktualität. Verhindert hat die totale Vernichtung dieser CD nur das Lied „Deliverance", das sehr gut gelungen ist und deswegen mit Fug und Recht als absolut genial bezeichnet werden darf. (Details zu diesem Track siehe meine Kritik zu der Maxi gleichen Namens.) Ja, wenn nur alle Stücke von dieser Qualität wären, dann könnte ich hier von einem ähnlich epochemachenden Werk wie B7 schreiben. So aber macht die CD einen etwas unfertigen Eindruck, als ob es am entscheidenden Feinschliff gemangelt hätte. Erwähnenswert seien hier noch die Tracks „Opening the Gates of Hell", „Wreath of Barbes" und „Christfuck", die - richtig remixed - durchaus das Zeug zu einem würdigen Platz in meiner kleinen aber feinen Rubrik „Lieder, die immer wieder den Weg in mein Ohr finden" gehabt hätten. Ältere :W: Fans wird die weibliche Stimme bekannt vorkommen, die u.a. in „Bleed in Silence" oder „Dr. Thodt" zu hören ist. Richtig: Es handelt sich um Aleta Welling, die schon bei „Fear in Motion" auf „Music For A Slaughtering Tribe" (MFAST) zu hören war. Wer schon vorab etwas von der zarten Stimme dieser Dame zu hören wünscht, auf der „Deliverance" Maxi gibt sie ebenfalls ein kurzes Gastspiel. Mein Urteil ist eindeutig. So genial wie MFAST ist WoB auf keinen Fall, so gut wie B7 auch nicht. Bleiben: 4 Sterne.