RTL weiß Bescheid: „Matti Saari – sein Nutzername bei youtube war Wumscut86. Hinter dem Musikprojekt steckt der deutsche Musiker Rudi Ratzinger. Auszüge von dessen Texten stellte der finnische Amokläufer auf seine Seite. Das ganze Leben ist Krieg und das ganze Leben ist Schmerz. Der Musiker wurde auch von dem deutschen Satanistenpärchen aus Witten verehrt.[…]“ Da steht die Frage im Raum: „Kann jemand, der diese Musik gehört hat, ich meine wirklich gehört hat, ein schlechter Mensch sein?“ Wumpscut gelang immer wieder zu zweifelhaften Ruhm. Öffentliches Interesse, auf das kein Musiker wirklich scharf ist. Rudi Ratzinger stellt sich den Vorwürfen des populistischen Journalismus um „Vampscout“. Die Frage über schlechte Menschen bleibt unbeantwortet – das überlässt der publikumsscheue Musiker dem Hörer. Der Start in das neueste Werk mit dem kreativen Namen „Fuckit“ ist also selbst einige Worte wert. Und dieses Album kann es sich beileibe rausnehmen, am Anfang eine große Welle zu machen. Die elf Tracks, die sich an das Intro anschließen, sind Wumpscut-Sound wie man ihn (er)kennt und vor allem mag. Morbide Thematiken vertont mit melodischen, bisweilen verspielten Soundkollagen, absolut eingängigen Rhythmen und einem belebendem Wechsel aus den eher typischen schleppenden aber auch bestens platzierten straighten Beats. Rudi unterlässt es dabei glücklicherweise in Anlehnung an die Anfangsthematik sich künstlich mit zweifelhaften Motiven aufzublasen. Rudi setzt auf seine Musik und hat damit auf das richtige Pferd gesetzt. Tracks wie „The Boo“ und „Broken“ haben absoluten „Hit“-Charakter. Einmal am Laufen bekommt man diese Teile nicht mehr aus dem Kopf. Beide Titel machen einen mit verspielten Melodiesequenzen komplett verrückt – im positiven Sinne. Keine Chance, die wieder aus dem Kopf rauszubekommen. Für die aggressiveren Momente sind „Autophagy Day“, Titeltrack „Fuckit“, „Bloodbath Tub“ oder „Cut To See How Much I Bleed“ zuständig. Während erstgenannter erst mit sehr behäbigen Beats langsam Fahrt aufnimmt, geht es ansonsten direkt in die Vollen. Insbesondere Letztgenannter ist für mich ein ganz typischer Wumspcut-Sound. Harsche Lyrics, extrem melodische Melodiesequenzen und ein stampfender Grundrhythmus, die in Summe ein Clubgarant sind. Hochklassig was hier an elektronischer Musik auf einer Platte vereint wird. Es lässt sich nicht bestreiten, dass sich die kompletten Sounds innerhalb einer engen Range bewegen, aber dennoch ist das Album durch die häufigen Tempowechsel, wiederholten Stimmungswechsel und eingängigen Melodien ein absolut bunter Gemüsegarten. Zusammen mit dem schicken Artwork wirklich ein geniales Gesamtpaket. Daumen hoch.