Muss man zu :Wumpscut: noch etwas sagen? Ja, ich finde schon, diesmal jedoch meine persönlichen Erinnerungen. :W: begleitet mich bereits seit Anfang der 90er Jahre, als ich gebürtiges Ostpflanzerl die Welten der westlichen Musiklandschaft erforschte. Gleich zu Beginn catchten mich Titel wie "Soylent Green"oder "Mother". Meine :Wumpsut: - Hochphase erfuhr ich mit den genialen Scheiben "Bunkertor 7" oder "Embryodead". Beide Alben gehören zu meinen persönlichen All-Time-Klassikern. Ja, gerüchteweise hat der gute Rudy R. tatsächlich eine verwandschaftliche Verbindung zum gleichnamigen Papst. Das hat seiner Passion für die düstere Musik zum Glück keinen Abbruch getan. Sei es drum, beim Album "Böses junges Fleisch" begann für mich irgendwie :Wumpscut: seinen Reiz zu verlieren. Es lag vielleicht auch daran, dass inzwischen jedes Jahr ein Album herauskam. Die Kreativität wurde spürbar dem Veröffentlichungsrhythmus untergeordnet. Die anfangs liebevoll gestalteten Boxen wurden auch immer mehr zur Standardware und der musikalische Output einfach zu austauschbar und ideenlos. Einziger Ausreißer nach oben war für mich noch einmal die "Wreath of barbs", welche mit dem Titeltrack und dem Song "Deliverance" zwei meiner :W:- Favoriten enthält. 2016 gab Rudy mit der Veröffentlichung von "Wüterich" das Ende von :Wumpscut: bekannt. Dies stimmte mich zwar traurig, denn ich verbinde mit dem Projekt eben viele wunderbare Erinnerungen, aber ich fand es war auch wirklich der richtige Zeitpunkt. Irgendwann 2019 stieß ich dann auf "The great wump in the sky", eine Compilation mit remasterten Versionen von Tracks der gesamten Bandgeschichte. Und Bingo, der Bock auf :Wumscut: war wieder da. Nun gibt es :W: also wieder und mir liegt 2021 die neue VÖ "Fledermavs :303:" zum Review vor. Und, ich freue mich sehr darauf.

Ich kann bestätigen, die Pause hat dem guten Rudy gut getan. "Fledermavs :303:" klingt wie zu seinen besten Zeiten. Gleich der Opener "Nazi Tabernakel" dürfte die politische Richtung des Projektes zum wiederholten Mal diskutabel machen. In den 90er und 2000er Jahren wurde man als Electrohead ja fast per se in die rechte Ecke gestellt. Mittlerweile sind mir solche Anmerkungen ziemlich egal geworden, man wird eben erwachsen. Auf jeden Fall ist der erste Titel auch eines der vielen Highlights auf der Veröffentlichung. Bei Songs, wie etwa "Squeal like a pig" und "Schwuler Schwanz" macht es Spaß nach der Herkunft der verwendeten Samples zu suchen. Leute, ihr glaubt es nicht.? Musikalisch wird auf dem Album vollstes Programm geboten. Qualitativ hochwertige Samples, viele schöne Melodien und ausgeklügelte Klangwelten. Langeweile kommt beim Hören des Albums wirklich kaum auf. Jeder Titel ist ein musikalisches Kleinod und hat seine Berechtigung. Lediglich "I am Coronaer" empfinde ich als kleinen Downer. Zwar erfindet sich :Wumpscut: nicht neu, aber er zeigt das Allerbeste von sich. Die wuchtige, wütende Seite, die man aus Zeiten von "Music for a slaughtering tribe" oder "Bunkertor 7" kennt ist zwar kein Thema mehr, dafür ist sie aber feinsinnigen Anspielungen und dem geschickten Spiel mit Befindlichkeiten gewichen.

Auf einer Skala bekommt "Fledermavs :303:" 8 von 10 Punkten und ich kann empfehlen in das Album mindestens reinzuhören. Erwerben kann man es auf der Bandcamp-Seite von :Wumpscut: oder aber man bestellt auf diversen Plattformen die limitierte Vinyl- oder CD-Version. :Wumscut: ist wieder da und ich erwarte mit Spannung das nächste gute Album, in 2-3 Jahren. Solange höre ich ab und an in "Fledermavs :303:" rein und erfreue mich an der gelungenen Wiederauferstehung.