Es gibt kaum einen Künstler der so vielfältig, überraschend und trotzdem unverkennbar ist wie Joachim Witt. Der Ausnahmekünstler ging stets seinen Weg, ohne Rücksicht auf musikalische Grenzen, Szeneklischees oder Erwartungsbilder. Seine letzten Alben „Eisenherz“ und „Pop“ waren beispielsweise zwei verträumte Juwelen, die so manchen Anhänger von Witts härteren Tönen aus der Bahn schleuderten. Nun ist der Herbergsvater zurück und hat sein neues Album „Bayreuth III“ mitgebracht. Durch dieses Prachtwerk erfährt die Bayreuth-Trilogie einen würdigen Abschluss. Die 13 Titel des Albums vereinen die komplette Bandbreite WITT in sich: Harte Gitarren treffen auf gehobenen Pathos, ausgewogene Melodien, orchestrale Wucht, wabernde Elektroniksequenzen und mächtige Grooves. Jedes Lied entpuppt sich schnell als kurzlebiger Ohrwurm, ohne aber auch beim Dauerhören Langeweile zu versprühen. Auch textlich ist das Album von oberster Güte: Die Auseinandersetzung mit dem Ge- und Missbrauch von Macht, das Sensibilisieren für sozialpolitische Probleme, das Verdeutlichen von Ungerechtigkeiten und die Suche nach einer Identität sind in jedem Lied allgegenwärtig. Der Nerv der Zeit ist getroffen. Das alles hat Joachim Witt in einen wunderbaren lyrischen Überbau verpackt, ohne dabei in Selbstmitleid oder Geschnulze abzudriften. Die Klanggemälde die Witt konstruiert wissen zu gefallen. Zwischen Wut und Wohlgefühl, zwischen Melancholie und Mächtigkeit, zwischen inhaltlichen Höhen und musikalischem Tiefgang: Joachim Witt hat mit „Bayreuth III“ das beste und größte Mosaik der Werkreihe geschaffen. Mit diesem Album hat er mal wieder bewiesen, dass deutsche Musik kein Schlager und kein weinerliches Gruftigejaule sein muss. Exzellent!