Bei Wilt gibt es Grund zum Feiern: Das Projekt begeht sein zehnjähriges Jubiläum. Wer allerdings Wilt kennt, der weiß, dass man trotzdem von dem Duo keine ausgelassene Stimmung erwarten darf. Die Amerikaner ergehen sich in düsterer Experimentalmusik mit starkem Hang zum Ambient. Für das vorliegende Jubiläumsalbum "Cemetery Road' haben James Keeler und der beim letzten Album "Dark Meadows" eingestiegene Gitarrist Don Hall den experimentellen Teil der Musik zurückgenommen und klingen im Gegensatz zum Vorgängeralbum "Dark Meadows" sphärischer. Auf diesem hat es ab und an noch ordentlich gescheppert, wurde die dargebotene Trostlosigkeit von niederschmetternden Sequenzen durchbrochen. Auf "Cemetery Road" weicht diese Trostlosigkeit einer melancholischen Trübsal und ist in Betrachtung von Wilts Diskographie als regelrecht eingängig zu bezeichnen. Das zerstörerische Element der Musik ist unterschwellig noch vorhanden, ist aber vordergründig der Gitarre gewichen, die nun umso mehr in Szene gesetzt wird. Ein Wolf im Schafspelz also. Freilich gibt es auf "Cemetery Road" keine wilden Gitarrensoli zu hören, vielmehr sanft angeschlagene Akkorde. Diese einzelnen Töne sind eingebettet in düstere Drones und manchmal auch in leicht noisige Klänge, einem dunklen Rauschen, das auch mal von leise schreienden Gitarrenrückkopplungen oder grollenden maschinellen Klängen ergänzt wird. Trotzdem ist es ein äußerst ruhiges Album geworden, voll von morbider Schönheit. Umschlossen von einem einführenden und einem abschließenden Song versammeln sich auf der zweiten CD dieser Veröffentlichung elf Remixe von Songs aus den zehn Jahren Wilt-Geschichte. "Dead Electronics" ist somit auch ein bezeichnender Name für diese Scheibe. Einen Wilt-Song neu zu interpretieren, ist definitiv kein leichtes Unterfangen, aber die hier zu Werke gegangenen Musiker haben überzeugende Arbeiten abgeliefert und das ohne Ausnahme. Die Musik wird noisiger und harscher, aber das Düstere, Schizophrene und Groteske der Wilt-Songs ist erhalten geblieben. So reiht sich "Dead Electronics" nahtlos ein und fällt fast gar nicht als Remix-Album auf. Wilt präsentieren sich nach einer Dekade verändert und werden wohl auch in Zukunft von der Vergangenheit abweichende Wege gehen. Aber das, was "Cemetery Road" diesbezüglich schon andeutet und umsetzt, lässt mehr als gespannt auf die nächsten zehn Jahre blicken.