Unlängst als neues Signing beim deutschen Gothic-/Electro-Label Echoszone bekannt geworden, veröffentlichen White Rose Transmission nur wenig später ihr neues Album „Spiders in the mind web“. Die bewegte Geschichte dieser bemerkenswerten Band geht zurück auf das Jahr 1995, als der Niederländer Carlo van Putten, damals Mitglied von The Convent, und Adrian Borland, der Kopf der englischen 80er-Kult-Formation The Sound zusammentrafen und gemeinsam mit mehreren namhaften Künstlern zwei Alben veröffentlichten. Nach dem tragischen Tod von Adrian Borland in 1999 ruhte die Arbeit der Band, bis 2006 Carlo van Putten einen Neustart initiierte und mit Rob Keijzer zusammen das dritte Album aufnahm. Zwei Jahre später stieß Frank Weyzig hinzu, der ehemalige Gitarrist aus dem ersten Clan of Xymox-Lineup und Sänger der Gothic-Band Born for Bliss, und komplettierte die Band. Zu dritt arbeiteten Sie nun an weiterem Material, zusammengefasst auf „Spiders in the mind web“. Pur, direkt, ehrlich, handgemacht – vier große Adjektive, die eine Vorstellung davon geben wollen, was das Album ausmacht, wie es wirkt. Warm, voller Harmonie und mit einem sanften Hauch von Magie, könnte man hinzufügen. Carlo van Putten, Rob Keijzer und Frank Weyzig verzichteten bei Ihren Kompositionen fast vollständig auf große technische Arrangements und konzentrierten sich auf die melodische Kraft ihres versierten Spiels von Akustik- und E-Gitarre, begleitet von sanften Keyboardklängen, einem rhythmusunterstützenden Bass und einem Drumcomputer, dominiert von Carlo van Puttens harmonischer, intensiver und klarer Stimme. „Spiders in the mind web“ handelt von großen, tiefen Gefühlen, erzählt von Sehnsucht, Erinnerung, strahlt Nachdenklichkeit aus und lässt gleichzeitig ein stilles Aufbegehren erahnen. Der schnörkellose, aber handwerklich großartige Sound bleibt niemals oberflächlich und wechselt gekonnt zwischen luftig-leichter, rein akustischer Instrumentierung und Melodien von epischer Intensität. Lied für Lied offenbart das Album starke Songwriter-Qualitäten, das Gespür für feinsinnig erdachte Balladen und Geschichten sowie eine Musik, die mit nur wenigen Mitteln Großes schafft, da die Musiker auch tatsächlich mit ihren Instrumenten „spielen“ und der Sänger mit einer „echten“ Stimme überzeugen kann. In seiner Gänze ist „Spiders in the mindweb“ ein zeitloses, klassisches Rock-/Pop-Album, das sich der Modernität nicht verschließt, jedoch in beeindruckender Weise in die Tradition hochkarätiger Singer- und Songwriter-Künstler einreiht, ohne Effekthascherei durch Elektronik, sondern durch kompositorisches und spielerisches Können und dem Setzen feiner Nuancen. Es ist als begleitende Untermalung genauso geeignet wie zum intensiven Hören und Konzentrieren, tauglich für alle Stimmungslagen. Hier haben sich offenbar drei Musiker gesucht und gefunden, wie man so schön sagt. Das Ergebnis ist ausgesprochen hörenswert!