Foxtrott – das ist eine Assoziation, mit der sich das Berliner Sextett Volkstrott gar nicht gerne konfrontiert sieht, hat ihr erstes Fulltime-Album „Todeskunst“ in der Tat wenig mit althergebrachter Tanzmusik zu tun. Doch wofür steht der Name eigentlich? In den Anfangstagen der 1999 gegründeten Formation Volxtrott, als man mit mit dem zackigen „x“, politischen Texten und folkig-punkigenTönen auf Demos auftrat, war der Name laut Bandpage „Ausdruck sozialkritischen Denkens“ gegen „ein ganzes Volk im Trott“. Mittlerweile ist man nach einigen Line-Up Wechseln, der Modifizierung des Namens und einer musikalischen Neuausrichtung ruhiger geworden, trat artig im Vorprogramm von Fiddler's Green, Letzte Instanz und Cultus Ferox auf und sieht die eigene Benennung inzwischen als „...Frage „ob der Volkstrott dem Menschen als soziales Wesen nicht eine der wenigen Lebensstrategien bietet, die ihm auf seinem Streben nach Glück verbleiben.“ (Zitat: Bandpage). Aaah ja... Kommen wir also zum aktuellen musikalischen Output „Todeskunst“, dem bereits zwei selbst veröffentlichte EP's vorangingen. Ungestüm geht’s mit „Zu Schön“ los. Krachende Gitarren, Geige, Dudelsack und als Gast Meister Selbfried (ex-Corvus Corax/Tanzwut) an der Bombarde. Nein, kein Mittelalter-Marktschreiersong, sondern straighter Rock mit Folk-Instrumentarium. Gar nicht so schlecht, wenn auch noch ein bißchen unstrukturiert. Doch was will uns dieser Text sagen? „Du bist zu schön-ich kratz Dir beide Augen aus...“ Häää? fragt sich da die eingeborene Allgäuerin (hochdeutsch sprechende Zeitgenossen würden „wie bitte“ sagen), haben die was gegen schöne Menschen? Der nächste Track „Augenblick“ versöhnt dann aber den verwirrten Hörer. Die Lyrics sind ansprechend, die Musik geht in gemächlichere Gefilde über und auch die Stimme des Sängers Benjamin „LeBen“ Krombach schallt sanfter aus den Lautsprechern. Allerdings erhärtet sich spätestens beim dritten Stück, dem Titelsong, allmählich der Verdacht, daß sich das Sextett ziemlich eng an die Letzte Instanz anlehnt. Mit „Maskenball“ findet sich sogar ein gleichnamiger Titel auf der aktuellen Scheibe der Letzten Instanz. Sicherlich ein Zufall, jedoch exemplarisch für die meisten Songs dieses Debuts. Selbst die von letztgenannter Band einige Male praktizierten Ausflüge in HipHoppigen Sprechgesang werden bei „Nur Du allein“ fast eins zu eins kopiert. Dabei geht’s doch auch mit eigenen Ideen. „Scherbentanz“ überrascht mit einem türkischsprachigen Gastsänger. Wenn auch nicht ganz harmonisch ineinandergreifend, ist das Duett von LeBen Krombach und Olkay Sökmen dennoch eine ausgefallene Abwechslung. Bei „Schuld“ hingegen überzeugt der im Hinblick auf die in letzter Zeit gehäuften Schlagzeilen über vernachlässigte Kinder schmerzlich aktuelle Text. Vom Mann am Mikro hätte ich mir aber gerade bei dieser Thematik mehr Leidenschaft gewünscht. Trotzdem ein guter Song, der hervorsticht. Tja, das war's dann auch schon. „Todeskunst“ bietet zwar durchweg eingängigen Sound, ein schönes Booklet und bis auf den Opener gutes Textmaterial, jedoch viel zu wenig Eigenständigkeit, um den in der Presseinfo gepriesenen „frischen Wind“ zu verbreiten. Deshalb mein Tip: Beim nächsten Mal etwas weniger Trott, dafür mehr Mut zu Experimenten.