Eine kleine Rezension geht noch, bevor ich mich an eine WGT-Nachbetrachtung mache. In meiner Schublade liegt noch das Album "Lies" der spanischen Band Volkoff. Die zwei Mannen kommen aus Barcelona und haben außer einer Single namens "esperando la muerte" aus 2013 noch keine Kerben auf ihrem musikalischen Bettpfosten. Da ich aber immer gern wissen möchte, was eine Band so umtreibt habe ich mir auch den Track aus 2013 angehört. Dieser verspricht gute, tiefsinnige Elektrounterhaltung. Dieses Lied bekommt meinen Aufrechtdaumen. Aber, es geht ja hier um das soeben erschienene "Lies".

"Prelude" beginnt getragen, bombastisch vielversprechend. Ein schönes Albumintro, dass auf Gutes hoffen lässt. Doch dann beginnt das Desaster. Bei Titeln wie "The Devil", "Destined to die" oder auch "Forbidden Love of mine" erwarte ich alles, aber nicht dieses Elektro-Schlager-Gedöns, dass Volkoff hier abfackeln. Gerade einmal drei Titel lassen mit Abstrichen vermuten, was dabei rausgekommen wäre, wenn man sich nicht derart poppigen Hörgewohnheiten angepasst hätte.  Das sind "Prelude", "Renovation" und "Crime Scene". Die beiden ersten sind instrumental, da stört also auch die so schön gesetzte Schwiegermamie's-Bester-Säuselstimme nicht so sehr. Selbst bei Titeln, die einen guten Beginn spendiert bekommen haben, wie z.B. "Looking for the Worst", schaffen die Jungs es das Ganze total zu versemmeln. Wenn man schon einen Industrial-Track machen will, dazu dann aber eine klare Singmelodie auflegt, die klingt wie gerade aus dem Musikantenstadel gequollen zu sein, dann will das nicht passen.

Und damit komme ich zum Fazit. Hierzu mache ich mal einen Abstecher in meine Kindheit. Es gab in der Sowjetuinion einen Autor namens "Alexander Wolkow". Als Kind verschlang ich seine Buchreihe "Zauberland". Als ich "Volkoff" las, musste ich an ihn denken. Die Protagonistin der Bücher, ein kleines Mädchen namens "Ellie" wurde mit ihrem Hündchen Toto durch einen Sturm in eben dieses Zauberland  geschleudert und erlebte allerlei Abenteuer mit einer Vogelscheuche, einem Löwen und einem Blechmann. Ich liebte diese Bücher. Erst viel später erfuhr ich, dass der erste Band "Zauberer der Smaragdenstadt" eine schamlose Kopie von "Der Zauberer von Oz" ist. Alexander Wolkow brachte es jedoch auf insgesamt 6 Bücher, in denen er die eigentlich geklaute Fantasie derart schön ausschmückte, dass er es trotzdem schaffte etwas Eigenes zu erschaffen. Und so kommt mir auch Volkoff vor. Man stelle sich vor, VNV Nation und Blutengel hüpfen vergnügt auf der gelben Pflasterstraße in Richtung Popcharts-Himmel. Die Blumen am Wegesrand wiegen sich dazu im bittersüßen Schmalzgebräu von Musik. Leider ist "Lies" komplett austauschbar und selbst die Originale erschaffen bessere Elektropopper. Für ernsthafte Electroheads ist dieses Album nicht einmal ein laues Lüftchen und schon gar kein Sturm, der in andere Welten trägt. Ich hoffe inständig, dass beim nächsten Werk von Volkoff die böse Hexe des Westens im Studio vorbeischaut und den Jungs mal den Kopf geraderückt. Back to the Roots sag ich nur, um mich wieder auf  "esperando la muerte" zu beziehen.

Diesen, wirklich guten Track könnt ihr euch auf der Bandcamp-Seite der Band anhören. "Lies" kann ich leider nicht empfehlen.