Sie kamen aus dem Nichts und wurden fast über Nacht zum hoffnungsvollsten Newcomer des letzten Jahrzehnts. Zwar wurde die Dänische Band Volbeat nicht erst letzte Woche gegründet, doch so richtig nahm man erst mit ihrem zweiten Album „Rock The Rebel / Metal The Devil“ Notiz von ihnen. Höchstnoten in allen Magazinen sorgten für Unruhe und große Erwartungen. Dann begann es: Mit ihrem Auftritt auf dem letztjährigen With Full Force konnten sie erstmals ein großes Publikum in ihren Bann ziehen. Frontmann Michael sang wie ein junger Gott und ließ den Metal-Himmel ein Stückchen näher kommen – die Mischung aus Elvis-Groove und krachenden Gitarren funktioniert fortan immer und überall. Die folgende Tour wurde fast zum Selbstläufer. Binnen eines Jahres konnte man das zahlende Publikum mehr als verdoppeln und europaweit für offene Ohren und Münder sorgen. Das blieb auch den Topstars der Szene nicht verborgen und so durften Volbeat sogar den einzigen Dänemark-Gig von Metallica im Jahre 2007 supporten. Die Metal-Landschaft hat ihr nächstes großes Ding! Nahezu jede große Plattenfirma streckt in der Folge die Finger aus, um sich die Rechte an der dritten Scheibe zu sichern. Doch Mascot blieb Sieger und kann nun mit „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ glänzen. Dass das Werk ein Erfolg werden wird, daran zweifeln nicht einmal die Kritiker? Was sag ich da? Bisher gab es eigentlich gar keine! Das dürfte sich aber vielleicht mit der aktuellen Scheibe ändern. Mit dem vor Staub nur so triefenden Intro „End Of The Road“ beginnt der Trip in den Sonnenuntergang. Die Route 66 wird zur ultimativen Marschrichtung. Wo bei den ersten beiden Alben die Nackenbrecher noch aneinander geschmissen wurden, bleibt heute viel Luft für rauen und erdigen Rock n’ Roll. Die Geschwindigkeit wird zugunsten einem Mehr an Verspieltheit zurückgeschraubt und sorgt gerade beim Titeltrack für mächtig Atmosphäre. Das Pomadenhaar wedelt jedoch auch kräftiger im Wind – so beim kurzen und knackigen „Back To Prom“, dass herrlich pop-punkig aus dem Kühlergrill geschossen wird. Endlich wird gerifft was das Zeug hält, aber „Mary Ann’s Place“ schaltet früh runter, schnappt sich eine geheimnisvolle junge Dame und schleift das Wüstenluder vor das Mikro – herrlich welche Leichtigkeit die Dänen mit dem schweren Gerät so aufbringen können. Jedoch finden sich auf „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ auch einige Durchhänger (wenn man das bei der großen Songqualität überhaupt sagen kann). So hätte „Hallelujah Goat“ auch auf den beiden Vorgängern seinen Platz finden können und auch die erste Video-Auskopplung „Maybellene I Hofteholder“ soll es anscheinend jedem Recht machen – Kompromisse zahlen sich eben nicht immer aus „We“ wartet erneut mit Wüstenflair erster Kanone und sollte jedem 60s Fan ein feuchtes Höschen bescheren, während „Still Counting“ zunächst das Reggae-Zeitalter einleitet, um es dann mit einem Riff-Feuerwerk zwar nicht auszulöschen, es jedoch in Zaum halten kann. Nach soviel Energie schreit es förmlich nach einer Ballade. Da kommt „Light A Way“ wie gerufen und verzaubert jeden noch so harten Banger mit seinen dezenten Streicher-Arrangements – super lecker! Mit „Wild Rover Of Hell“ wird nochmals richtig aufs Gaspedal gedrückt, bevor „I’m So Lonesome I Could Cry“ von Hank Williams durch das Getriebe gejagt wird. Leider können die beiden abschließenden „Broken Man And The Dawn“ und „Find That Soul“ da qualitativ nicht mehr mithalten und liefern nur solide Volbeat-Hausmannskost. Wer schnell zuschnappt, findet neben den 13 regulären Songs noch die Cover-Version des Jimmy Work Songs „Making Believe“. Volbeat haben auf „Cadillac Gangsters & Cadillac Blood“ fast alles richtig gemacht. Um sich nicht selbst zu kopieren haben sie den Speed der ersten beiden Alben zu Hause gelassen und konzentrieren sich mehr auf Melodie und Eingängigkeit. Die Reise in die 50er und 60er klappt zwar nicht immer und so gehen viele Songs bei den ersten Hörversuchen links rein und rechts raus – doch hat man sich erst einmal reingehört, kann man die Ohren gar nicht mehr davon lassen. Eine abwechslungsreiche und starke Scheibe, die den Höhenflug garantiert nicht stoppen und für heiße Nächte und wilde Konzertabende sorgen wird. Wer hier nicht reinhört, dem kann nicht geholfen werden.