Neues aus dem schönen Kanada: Ein 'Death Cult', initiiert von drei alten Bekannten. Völur, ein seltsames musikalisches Projekt mit unheimlicher Live-Präsenz, kehren zurück – weiterhin ganz ohne E-Gitarren. Das Zweitwerk aus 2017 gefiel mir deutlich mehr, als das Debüt aus dem Vorjahr, obschon ich zugeben muss, dass die Bühnenpräsenz und Akkustik der Balver Höhle beim Prophecyfest dem Sound der Band wahrlich gut tat. Wie verhält es sich also auf dem aktuellen, dritten Album?

Völur sind ausgesprochen eigenwillig und es beginnt für mich bereits vor den ersten Takten mit dem Cover, dass zum einen die Strategie der Band fortsetzt, bei jeder offiziellen Veröffentlichung einen anderen Stil zu wählen (schaut mal durch bei der bandeigenen Bandcamppräsenz) und zum anderen das Thema Menschenopferung erstaunlich comicartig und irgendwie harmlos zeigt. Ich kann mental keine Verbindung von diesem Cover zur Soundcollage ziehen, die Völur in den kommenden 38 Minuten kreieren. Ich kann auch nur schwer beschreiben, was genau ich da höre. Ganz sicher kann man aber sagen, dass Abwechslung nicht das Problem des Trios aus Torronto ist. Schleppende Drums, die in wütenden Momenten eher Stoner Rock Gefilde streifen, aber durch die dumpfe Abmischung recht wuchtig klingen können, ein brummelnder Bass und omnipräsentes Violinenspiel bilden das instrumentale Zentrum des Völursounds. Dazu noch abwechselnder männlicher und weiblicher Gesang, mal klar und mal gegrowlt/gekreischt, einige Keyboardsprengel, jazzige Saxophonvibes und viele klassische Anleihen machen daraus eine Art Prog-Folk-Doom mit free-jazzigem Improvisationscharakter. Und da sind wir schon beim Kern eines Problems: wenn ich als Hörer das Gefühl habe, dass die Band zu Beginn eines Stückes nicht so ganz weiß, wie es enden wird und was ihnen während der Spielzeit so alles einfallen wird, dann lasse ich mir das Live gefallen. Auf Album brauche ich aber einen roten Faden. Das bedeutet nicht, dass 'Death Cult' dadurch ein schlechtes Album ist. Ich glaube vielmehr, dass die Zielgruppe für den Heimkonsum solcher Klänge eher überschaubar ist und ich nicht zu dieser Zielgruppe gehöre. Es gibt so viele Elemente, so viele mühevoll zusammengestellt klingende Kombinationen aus Instrumenten und Gesang, bei denen ich aufhorche und mitgehen kann (siehe den fantastischen Abschluss von "Freyjan death cult") und vor allem die seltenen Vocalparts gefallen mir bei Völur. Jedoch als Album fühle ich mich überfordert, wenn niht sogar erschlagen.

Was der Leser daraus lesen kann und soll: Ich bin vielleicht eine musikalisch zu einfach gestrickte Gestalt, brauche Struktur und etwas klarer heraushörbare Emotionen.Völur sollten aber all diejenigen konsumieren, die sowohl Doom Metal als auch Progressive-Rock und Free Jazz schätzen und sich eine Kombination gefallen lassen könnten. Ich bin mir sicher, die Zielgruppe werden 'Death Cult' zu schätzen wissen und wenn ich mir überhaupt ein Urteil erlauben darf, dann vielleicht das: Ich halte vorliegendes Album für ähnlich stark wie seinen Vorgänger 'Ancestors'.

 

Völur

Death Cult
 

13.11.2020

Prophecy Records

 

https://volur.bandcamp.com/album/death-cult

 

01. Inviolate grove
02. Dead moon
03. Freyjan death cult
04. Revered Queen