Um es gleich vorweg zu nehmen: Das wird hier eine ziemliche Lobhudelei! Mal wieder ein mega Album von VNV Nation! Ein bisschen „back to the roots“. Seit 1999 war ich ungezählte Male auf den Konzerten und ich kaufe aus alter Verbundenheit immer wieder jede CD von VNV Nation. Eigentlich finde ich immer ein paar Highlights auf jeder CD und empfinde alle Alben als Highlights in meiner Musiksammlung. Abgesehen von Resonance vielleicht!

Aber mit Noire ist mal wieder ein episches, mega Highlight entstanden. Die teils düstere Grundstimmung und die Texte zu einer dystrophischen Gesellschaftsentwicklung ...Wahnsinn! Das Genörgel, das man eigentlich bei jedem neuen Album hört, VNV sei lascher, kommerzieller, poppiger geworden geht mir auf den Keks. Ist doch wirklich egal, solange ein paar gute Songs auf den Alben sind! Manchmal habe ich den Eindruck, dass gewisse Nörgler sich selbst darüber definieren, dass sie einen möglichst „exklusiven & seltenen“ Musikgeschmack haben (müssen)!?

Aber zurück zum Album. Natürlich gibt es auch bei Noire wieder die Songs, wo man einfach drüber skipt, aber der Großteil ist schon ziemlich genial! Und was ich immer besonders liebe ist, wenn sich bei mehrmaligem Hören ein Album sogar noch entwickelt, immer besser wird und man immer wieder Neues entdeckt! Mir ging das unter anderem mit dem Song 5 „Collide“ so. Anfangs habe ich da immer drüber gezappt. Da ich viel im Auto höre und die Sound-Anlage gern ordentlich auskitzle, lief der Song eines Tages ziemlich laut, und da erst ist mir aufgefallen, wie genial „Collide“ eigentlich komponiert ist, und wie grandios zum Beispiel die tiefen Töne und einsetzenden Instrumente nach den leisen Passagen sind. Fast wie bei Nova nach dem „Vorgeplänkel“!

Aber gehen wir einmal lose durch die Songs: Beim initialen Hören ist mir der erste Track „A Million“ sofort im Ohr geblieben. Ich liebe diese wabernden „Sirenen“ im Hintergrund, und ich hab mir lebhaft vorgestellt, wie das Konzert mit diesem Song beginnt….Nebel, die wabernden Sirenen, und dann geht es ab …. Dementsprechend war es (k)eine Überraschung, als dann in Hamburg tatsächlich dieser Track den Auftakt machte! Genial, wie auch der Rest des Konzerts! Weiter geht es auf Noire mit „Armour“ das mir eigentlich in seiner eingängigen Art auch sofort im Ohr blieb. Ebenso wie der dritte Track „God of All“, der sich aber im Laufe der Zeit in meinem Ohr sogar noch deutlich entwickelt hat.

Danach folgt dann die Niete des Albums - das Klavierstück „Nocturne No.7“. Ok, ich verstehe, warum es auf dem Album ist. Ronan hat in einem Interview gesagt, das Album sei der Soundtrack zu einem Film den es nie gab. Und wenn man das Album mal bewusst von vorn bis hinten als Soundtrack durchhört, dann hat auch dieses Lied seinen Platz. Egal, ich skippe da trotzdem drüber. Ebenso wie über „Requiem for Wires“, „Guiding“ und oft auch über „Only Satellites“! Die Videoauskopplung „When is the Future“ ist mir insgesamt ein bisschen zu “glatt”, zu wenig „Noire“ und zu sehr „Hightone Synth-Musik“, aber dennoch keine Niete!

Richtig genial wird es dann aber in der Mitte des Albums. „Immersed“ und „Lights go out“ sollten eigentlich auch die Leute happy stimmen, die dem alten EBM Sound von VNV nachtrauern. Es ist dennoch glatter als früher, aber immer noch stampfender EBM! Hier stimmt die Überschrift „Noire“! Ebenso wie bei meinem absoluten Liebling auf dem Album dem letzte Song „All our Sins“. Besser geht es nicht! Wie geil ist das denn? Ich liebe diese etwas a-rhythmischen, treibenden Drums, die das Tempo immer mehr anziehen, bevor dann ganz am Ende das Album sinfonisch ausklingt! Absolut genial auch der Live Auftritt dazu…die zuckenden Suchscheinwerfer, der ekstatische Drummer hinter Ronan von unten mit einem Scheinwerfer surreal angestrahlt.

Metropolis Feeling pur und ein würdiges Endes des Konzerts und Albums! Mach weiter so Ronan!!! Ich freue mich auf die nächsten 20 Jahre Musik von Dir!