Ganz deutlich hört man bei Vision Talk die Referenzen zum Italo DiscoSound der Achtziger heraus, wie er früher voll allem durch ZYX und Blanco Y Negro vertreten wurde. Da hat die Band dann auch keine Skrupel, mal eben den Fancy-Song ‚Slice Me Nice’ auf der Bonus Disc zu covern, warum auch? Vision Talk auf dieses Genre zu reduzieren wäre jedoch unfair, denn vielmehr kommt bei ‚Elevation’ ein recht sauber abgemischter Cocktail von Synthsound-Zutaten heraus, der teilweise in Richtung des Output der sich gerade aufgelösten Thermostatic geht und an anderen Stellen auch ein wenig klingt wie die Fairlight Children, bei denen sich Stephan Groth vor einigen Jahren von seiner weichen Seite gezeigt hat. ‚Elevation’, der Titelsong, ist ein Beitrag der in letztere Spalte fällt. Ein Chorus, der auch ABP gut zu Gesicht stünde, paart sich hier mit geschäftig laufenden Hooklines und vollelektronischen Drums. Zwischendrin schleichen sich verträumte Balladen wie ‚Nova’ ein und man hört die Schatten der Instrumentierungen eines frühen Vince Clark. Die manchmal verbesserungswürdigen Vocals steuert hauptsächlich Richard Flow bei, der tatkräftig im Background unterstützt wird von Martina Ramstedt. Und bei ‚I’m Not Like You’ darf Martina schließlich dann das Mikrophon vollständig übernehmen. Abwechslung wird bei Vision Talk sowieso groß geschrieben, so auch sprachlich. ‚Ögenblick’ und ‚Värld 2.0’ verraten schließlich die Herkunft der Band: Schweden, wie so oft dieser Tage, wenn es um Synthpop geht. Bei all den weichplastik-geformten Sounds schafft es die Band dabei größtenteils Kitsch und Belanglosigkeit gekonnt zu umschiffen, manchmal kippt die Stimmung der Songs dann aber schon ins schwer erträgliche. An ‚Laser Dance’ denkt man spontan bei den Akkorden, die sich in ‚One Prediction’ subtil eingeschlichen haben, um den sonst sehr Pop-geprägten Song charakteristisch mit einem Stempel zu versehen, bevor mit ‚Who Will Be The First Man On The Moon’ dieses Thema instrumental - angereichert mit spartanisch eingestreuten Samples - nochmals deutlicher aufgegriffen wird. Retro as Retro can be! Deutlicher noch richten sich Vision Talk auf der Bonus Disc aus, die passenderweise ‚Dirty Mixed Disc’ betitelt ist und neben ein paar Neumischungen von Titeln des aktuellen Albums noch drei Demos vom Erstlingswerk ‚Dirty Italo Disco’ beinhaltet. … und eben zwei Cover von Page und Fancy. Ein wenig Angst darf man vor einem solchen Beitrag natürlich haben! Diese erweist sich schnell als unbegründet, denn ‚Slice Me Nice’ macht in der schwedischen Interpretation Freude und lässt die Wurzeln, kennt man das Original nicht, kaum vermuten. Fürchterlich flauschig für die Einen, herrlich in grünem Laserlicht strahlend für die Anderen! Man muss schon etwas mit dem Genre generell anfangen können, dann aber umgarnt einen die Welt der gefakten Ray-Ban Brillen und spitzen, weißen Popper-Schuhen auch in 2010 und lädt ein an Camion Jeans und Best Company Sweatshirts zu denken.