Veröffentlichungen schwedischer Synthpopbands können im Normalfall blind in den CD-Player geworfen werden, wenn einem der Sinn nach guter Laune und frischen, schnörkellosen Melodien steht. Auch Vision Talk, die in diesen Tagen ihr bereits drittes Album der geneigten Hörerschaft präsentieren, stellen diesbezüglich keine Ausnahme dar. Das Quartett, dessen Klangspektrum sich gemütlich irgendwo zwischen den radiotauglichen Ohrwürmern von Universal Poplab, dem spacigen S.P.O.C.K.-Sound sowie Italo-Disco Klassikern der 80er Jahre einreiht, hat es auch mit „Distances“ wieder geschafft, ein in sich durchaus stimmiges Album zu produzieren. Das etwas nichts sagende Intro außen vor gelassen, macht der Opener „Zone of Silence“ klar, dass die zwischenzeitlich kursierenden Trennungsgerüchte auf keinem Fall einem Kreativitätsvakuum geschuldet sein konnten. Denn die um moderne Dancesounds ergänzten analogen Synthiespielereien schlagen eine Brücke zu den moderner klingenden Bands des Genres wie Colony 5 oder Parralox, ohne sich zu weit vom bewährten Traditionsgerüst zu entfernen. Ein cleverer Schachzug, finden auf diese Weise womöglich breitere Hörerkreise Zugang zur talentierten Band, die mit Conzoom Records ein Label gefunden hat, das Wert auf nachhaltige Förderung setzt. Dies belegt vor allem die Auswahl der Remixer, welche satte 5 Überarbeitungen der besten Albumtracks als Bonus mit auf die CD hievten. Die erwähnten Parralox liefern dabei mit ihrem Remix von „Promises“ das beste Resultat ab. Verzerrte Vocals, klirrende Soundeffekte und ein leicht forciertes Tempo trimmen den Track auf Clubtauglichkeit – das Highlight der Scheibe. Auch die anderen Mixe sind durch die Bank weg von gehobener Qualität. Daybehavior verpassen der überraschenden Single-Wahl „Unlike“ einen hymnenartigen Refrain und F.P. machen aus „The Loner“ ein herzergreifendes Melodram. Natürlich gibt es auch wieder ein bis zwei Lieder, die für meinen Geschmack zu schnell auf den Punkt kommen und im Refrain allzu austauschbar klingen. „By my side“ sei als Beispiel genannt, das im Mainstreamradio bestimmt einen Sommerhit der Kategorie „Anfang Juni nervt es nicht, aber spätestens Mitte August dreht man entnervt leiser oder wechselt den Sender“ abgeben würde, aber für den Genre-Fan, der immer unverwechselbare, besondere Elemente eines Songs herausarbeiten möchte, eher uninteressant ist. Doch diese Ausrutscher bleiben die Ausnahme (sonst wären es keine Ausrutscher…), denn mit Krachern wie „Safe and Sound“ und „The Machine“ beweist die Band, dass man grandiose Melodien kreieren und gleichzeitig Independent klingen kann. So mögen wir das, nicht wahr? Nach 70 Minuten elektronischer Schweden-Häppchen fällt das Fazit mit einer Einschränkung positiv aus. Denn ohne die gewohnt guten Songwriting-Qualitäten Vision Talks abwerten zu wollen, heben primär die Remixe den Gesamteindruck des Albums in die Höhe, so dass sowohl Fans als auch neugierig gewordene Synthpopper schauen sollten, ein Exemplar der auf 500 Einheiten limitierten Erstauflage zu ergattern.