Auf der Suche nach neuen Territorien musikalischer Klanglandschaften näherten sich bereits einige Musiker härterer metallischer Kost der alpinen Folklore und der entsprechenden Mundart. Mir fallen spontan Rauhnåcht ein, dem schwarzmetallischen Werwolfgewand der Alpinfolker Sturmpercht oder das unfassbar gute Abschlusswerk der leider vergangenen Lunar Aurora. Nun beschallt Vinsta meine Hallen und ich bin durchaus verzückt.

Man nehme etwas Moonsorrow, Opeth, irgendwie auch Amorphis zur 'Tales from the thousand lakes' Zeit – insgesamt eher wuchtiger, nie wirklich brutaler Melodic Death Metal mit vereinzelten Black Metal Anteilen, eher growliger Gesang, dazu Cleanpassagen: Der aus Salzburg stammende Christian Höll fährt da ein wunderbares Arsenal auf, dessen Fundament er quasi im Alleingang zusammenstellte um 'Drei Deita' zu verwirklichen. Unterstützt wurde er vor allem durch Monika Hahn die ab und an Gesangsparts beisteuert und Violine spielte sowie von weiteren Gastmusikern. Musikalisch bieten Vinsta schöne, wenn auch nicht unbedingt überraschende metallische Kost, die von der klaren Produktion lebt, die die zum Teil regional-traditionellen, vor allem aber nicht aus der Konserve stammenden Instrumente sehr gut in Szene setzt. „Oafocha loda“ ist so ein Beispiel für einen Sound, der aus einem guten Song bemerkenswertes Herauskitzelt und der auf Kopfhörern besonders viel Spaß bringt. Ja, und die neben dem soliden, sich nicht in den Vordergrund stellenden metallischen Korsett (Drums, Gitarren und Bass) verwendeten Instrumente sind harmonisch, aber auch recht traditionell in den Metallklangkosmos aufgenommen. Härtere Parts ebben schlagartig zu ruhigen ab, in einen stürmischen Song schleichen sich sanfte Streicher oder folkiges Zupfwerk – Vinsta schaffen es, dass ihr Album trotz weniger überraschender Momente immer Freude verbreitet. „Raunocht“ ist zum Beispiel einfach nur ein schöner Nackenbrecher.

Und nun die Vokals selbst, sicherlich (noch) etwas besonderes und gewiss für viele das herausstellenste Merkmal des Albums. Ja, Vinsta transportieren ihre Geschichten in Salzburger Mundart, man hört es mehr als deutlich heraus. Bisweilen wird sogar gejodelt, man stelle sich das mal vor. Aber es ist nicht dieses unangenehme Highspeedjodeln sondern traditionelles Jauchzen und es passt wunderbar in den präsentierten Klangkosmos. Wer sich daran stört, sollte wirklich die Sache mit dem Tellerrand neu reflektieren. Ich möchte aber die Vokals nicht als Alleinstellungsmerkmal benennen, denn 'Drei Deita' wäre auch mit unverständlichem Gefauche/-growle ein gutes Album und jeder Interessierte sollte sich zum Beispiel einmal in der „Tiafn“ verlieren, das mit fast 10 Minuten fast längste Stück, dass alle Elemente des Albums gelungen in sich vereint.

Jau, das passt. Wer mal wieder ein einfach schönes und sehr melodisches Metalalbum genießen will und sich nicht nur nicht an der Mundart stört sondern diese sogar als angenehm empfindet, der muss einfach ein Ohr wagen. Ich prophezeie keine Aha-Effekte, keine Mitgröhlrefrains, kein Hitpotential sondern ein rundum gelungenes, starkes Album.

 

Vinsta

Drei Deita

 

18.10.2019

trollmusic

 

https://vinsta.bandcamp.com/album/drei-deita

 

01. Ausklong

02. Weisse Deckn

03. Oafocha Loda

04. Raunocht

05. Fiachtn

06. Drei Deita

07. Tiafn

08. Einklong