Venus Principle, ein Kollektiv schwedischer und englischer Musiker, veröffentlichen dieser Tage über Prophecy Productions einen wirklich schönen Tipp für Freunde des Spannungsfeldes zwischen klassischem Rock und eher entspannten Metal. Dass sie es damit vermutlich nicht schaffen werden, Herzen im Sturm zu erobern, sondern langsam und intensiv geliebt werden wollen, ist dabei in meinen Ohren ein deutlich positiver Aspekt. Bevor ich das Name-Dropping mehr oder minder bekannter Bands starte, aus denen sich die Gruppe beteiligter Musiker zusammensetzt, verweise ich eher auf die verlinkte Seite. Entstanden ist aber trotz der unterschiedlichen Stile eine ungemein homogene und angenehme Musikerfahrung. Typisch für so viele Prophecy Bands ist der Sound post’ig-dahintreibend: Venus Principle lassen sich viel Zeit mit ihren Songs, setzen eher auf den Aufbau einer intensiv-melancholischen Stimmung als auf umwerfende Refrains zum Mitsingen oder Aggressivität. Jedoch, und damit ist mein Herz viel leichter zu gewinnen, verlieren sie sich dabei nicht in der Wiederholung der immergleichen Melodien mit den immergleichen instrumentalen Elementen. Es geht viel mehr abwechslungsreich zur Sache: Da folgt auf rockige Gesangsparts eine drückende Gitarrenwand, ein kleines Piano-Intermezzo oder Orgelklänge, die ein wenig an The Doors erinnern (etwa bei Barricades, bei dem ich zur Halbzeit sehr an „Riders on the storm“ denken muss). Wunderschöne Harmonien treffen bei Venus Principle auf eine hervorragende Umsetzung: Allen Instrumenten, insbesondere aber den Gitarren, merkt man an, welche Stile die Musiker sonst gerne zelebrieren und es sind kurze Spielereien in den Übergängen oder ungewöhnliche Vermischungen (wie das metallische Riff, das mit rockiger Produktion eher zu einem entspannten Wüsten Sound beiträgt in „All these words“), die auch bei wiederholtem Durchlauf Freude bringen. Und die Kirsche auf dieser Sahnehaube vom Sound ist der zweistimmige Gesang von Daniel Änghede und Daisy Chapman. Wow. Venus Principle sind keine Band, die mich durch ihren Stil überzeugen, ist er doch weit entfernt von meinen Hörgewohnheiten. Aber wenn ich diese beiden vor der großartigen Instrumenten-Kulisse singen höre, dann bekomme ich große Lust, das auch Live zu erleben. Neben den beiden genannten Tracks gefielen mit noch „Shut it down“ und „The Haunting“ sehr gut, auf Albumlänge kommt man gänzlich ohne Filler aus. Bei über einer Stunde Spielzeit und Liedern, die zwischen 5 und knapp 7 Minuten pendeln, eine angenehme Erfahrung, weswegen ich deutlich zum Reinhorchen rate, obschon meine Bewertung aufgrund subjektiver Präferenzen etwas zurückhaltend scheinen mag. Venus Principle – Stand in your light Prophecy Productions / 27.05.2022 https://venusprinciple.bandcamp.com/album/stand-in-your-light-deluxe-edition 01 Rebel drones 02 Barricades 03 All these words 04 Days of summer 05 The lord he giveth and he taketh away 06 Shut it down 07 Kindle the fire 08 Drag nets 09 Sanctuary 10 The haunting 11 Stand in your light