Die alten Recken erheben sich aus ihrer Gruft und lassen mit „Hell“ zum bereits zwölften Mal die Hölle erbeben. Was kann man erwarten? Musikalisch sicherlich nicht viel Innovatives. Dafür waren Venom aber auch noch nie bekannt und daher oft ein leichtes Opfer für pseudo-intellektuelle Musikexperten. Doch denen müssen sie auch nicht gefallen, denn ihre Fan-Legion hat schon so manche musikalische Wirrungen ertragen. Erinnern wir uns an die Pseudo-Venom Version Anfang der 90er. Lieber Teufel, was hast du dir dabei gedacht? Die Zeiten sind zum Glück vorbei. Das letzte Werk, „Metal Black“, aus dem Jahre 2006 führte soundtechnisch direkt in die Frühphase der Band zurück. Auch auf dem aktuellen „Hell“ huldigt man der guten alten Zeit. Kein neumodischer Kram, keine Keyboards, keine ausufernden Kompositionen, sondern simples und eingängiges Geschepper. In knapp 55 Minuten wird der Dampfhammer nie aus den Händen gelegt. Immer auf die Zwölf und immer geradeaus. Vom Opener „Straight To Hell“ bis zum Rausschmeißer „Dirge/Awakening“ bleibt die Bandbreite übersichtlich und passt auf jeden Bierdeckel. Dazwischen wird giftiger Rotz n’ Roll gespielt, mit teils bitterbösen, teils augenzwinkernden Texten ausstaffiert. Bekommt bei „Kill The Music“ das böse Musikbusiness auf die Mütze („There’ No Integrity“ – Kill The Fucking Music“), kriegt auf „Hand Of God“ der liebe Gott persönlich sein Fett weg. Aber wer glaubt, dass sich Venom nur in antichristlicher Metaphorik aufhalten, sei mit „Evilution/Devilution“ eines Besseren belehrt. Eine stampfende Walze, die sich mit den Gefahren der modernen Gentechnik auseinandersetzt und dabei ein Horrorszenario an die Wand malt – soviel Sinn für die gesellschaftliche Gegenwart hätte ich den Briten gar nicht mehr zugetraut. Mit „USA For Satan“ stimmt man in die fast schon aus der Mode gekommene Ami-Schelte ein und erinnert nicht nur wegen des thematischen Bezugs, sondern auch wegen seiner erhöhten Geschwindigkeit an die Industrial-Metaller von Ministry. Wenn man es böse meinen will, würde man sagen, Venom spielen das, was die Fans verlangen. Obwohl? Können sie eigentlich mehr? Im Gegensatz zu den Helden von Judas Priest bleiben sie bei ihren Stärken. Verübeln kann man es ihnen nicht. Es lärmt, es rummst, der Sound ist wunderbar oldschool und lässt den Putz von den Mauern bröckeln. Für Venom-Jünger Pflicht, für alle anderen eine herrlich angestaubte Zeitreise zu den Anfängen des Black- und Thrash-Metal.