Betrachtet man die bisherige Geschichte des norwegischen Dreiergespanns Vemod, so ist es erstaunlich, fast schon verwunderlich, wie sie heute fest verankert in der Black Metal Szene sind: Bereits 2000 gegründet kamen in den ersten 12 Jahren gerade einmal zwei Demos und ein Split mit dem deutschen Soloprojekt Klage zustande. Dann, 2012, folgte das Debüt Venter på stormene bei Terratur Possessions und fand ein eher übersichtliches Publikum. Gerade einmal vier Jahre später wird genau dieses Album von Prophecy noch einmal neu aufgelegt, bei dem die Band inzwischen unter Vertrag steht. Warum, mag man sich fragen – doch die Antwort lässt sich kurz zusammenfassen: Venter på stormene ist ein bockstarkes Album und verdient den inzwischen erarbeiteten Bekanntheitsgrad. Frei übersetzt „....auf Stürme wartend“ betitelt ist das Album ein hervorragendes Beispiel für die gelungene Einarbeitung von Black Metal alter Spielart (Ulver, Passage d'Hiver) in ein starres, monotones aber dennoch ergreifendes Ambient Korsett. Direkt lospreschend fühle ich mich stark an die „Astralreisen“ von Darkspace erinnert – Vemod zelebieren die starre Kälte, die Wiederholung von Riffs und überlagernde Keyboardteppiche, die weniger Melodie- als Stimmungswerkzeuge sind und wenn der Hörer gewillt ist und in der richtigen Verfassung an das Werk herantritt wird er in einen Sog emotionaler Schwere gerissen. Doch wo Darkspace oft etwas ziellos durchs All fliegen oder ältere Lunar Aurora sich durch schräge Elemente und zu schwammige Produktion die Ernsthaftigkeit nahmen wirken die vier überlangen Titel perfekt berechnet und sauber produziert. Gerade der erste Teil des Albums, „...über die Erde wandernd“, ist in meinen Ohren perfekt. Beide Titel bieten voranpreschenden Black Metal, schöne Stimmungsbilder, gelungenen Krächzgesang und eine im Kern transportierte Sanftheit, in deren Anschluss ein 12-minütiges, den zweiten Teil, „...am Himmel brennend“, einleitendes Keyboardstück keineswegs deplaziert wirkt. Diese Ruhe der zweiten Albumhälfte muss nicht jedem gefallen, denn auch der Abschlußsong ist trotz E-Gitarren und Drumming fast schon sanft, rein instrumental und treibt am Himmel glühend dahin, doch das Gesamtbild ist schlüssig. Bereits zweimal durfte ich erleben, wie Vemod das Prophecy Fest beschlossen und vor allem ihre Inszenierung, das Auftreten und Gebaren der Musiker und die konsequente Umsetzung ihrer Visionen blieben hängen. Doch muss ich gestehen, dass das Album noch mehr Eindruck hinterlässt. Deswegen bin ich dankbar für die Neuauflage und würde mir eigentlich wünschen, dass da bald ein zweites Werk folgt – aber wenn Vemod nach so langen Entwicklungszeiten solch erstaunliche Ergebnisse liefern, anstatt in der Masse austauschbares Material herauszubringen, dann sage ich eher: Hut ab vor einem solchen Debüt und lasst euch die Zeit, die ihr braucht!