Die Unken werden rufen: ’Nicht noch eine Chill-Out-Platte mit dem Wort ‚Cafe’ im Namen! Davon haben wir wahrlich genug!’ Womit sie zunächst nicht ganz unrecht haben, die Namensgebung ist vielleicht wirklich ein wenig ungeschickt. Dafür werden die Unkenrufe verstummen, wenn die Platte dann schließlich im CD-Player landet. Denn hier hat man nicht zwei Jahre lang die schönsten Ambient-Tracks eingesammelt und erst dann kompiliert, wenn sich das Klientel an den Songs bereits in der Cocktailbar des Vertrauens satt gehört hat. Nein, alle Tracks wurden eigens für die Compilation erstellt! Erstaunlich, denn der Eindruck bleibt, dass jemand lange gesammelt hat, bis er diese durchgängig hochqualitative Zusammenstellung zusammenhatte! Was einen weiterhin aufhorchen lässt ist die Tatsache, dass das Gros der Künstler in Deutschland, oft sogar in Düsseldorf angesiedelt ist. Die Stadt mit der längsten Theke der Welt tritt nicht zum ersten Mal durch elektronisch wegweisende Musik in Erscheinung. Man sollte nicht vergessen, dass die vier Herren der Mensch-Maschine aus der Altbierstadt kommen und auch Propaganda ihre Wurzeln in der Rheinmetropole haben. Und da ist der Brückenschlag gelungen, denn das Amontillado-Label, auf dem das Indiana Cafe erscheint, wurde gegründet von Ralf Beck und Michael Mertens, wobei letzterer auf den legendären ZTT-Releases von Propaganda dabei war und heute mit Susanne Freytag einen Propaganda-Track zur Compilation beisteuert. ‚Valley of the Machine Gods’ heißt der Song, hat mit den alten Propaganda Sachen außer Susannes sparsam eingesetzten kühlem Sprechgesang nicht viel gemein, überzeugt aber durch dichte Instrumentierung und neben den konventionellen Instrumenten dezent eingesetzter Elektronik. Nalin und Kane sind sonst ja eher doch tanzflächenlastige Erzeugnisse bekannt, hier hat man sich dem allseits bekannten ‚Beachball’ jedoch noch einmal angenommen und einen traumhaften Chill-Out-Ballade daraus gebastelt. Ähnlich entspannt kommt der Song ‚Something about’ von Spacefunk daher, in dem ein Saxophon den Lead übernimmt. Das hat bereits bei ‚Pacific State’ von 808 State vor fünfzehn Jahren geklappt und funktioniert hier wieder. Spacig-elektronisch wird’s mit Rhodessa und dem knarzend, knisternden ‚Now I know’, das mit Flächensounds und minimalen Beats eine Bereicherung für jeden Amsterdamer Coffee-Shop darstellt ;-) Auch ‚Great love was here, great love will come again’, der zweite Track von Rhodessa, bei dem man sich Unterstützung bei Gesang und Text vom gefeierten Enfant Terrible der aktuellen Kunstszene, Kristian Hornsleth, geholt hat überzeugt, genauso wie ‚Shiny Light’, das ganz ohne Beats auskommt und eher eine spannungsgeladene Stimmung aufbaut. Musiccargo, ein eigenes Signing von Amontillado, sind ebenfalls dreimal auf der Compilation vertreten. Zunächst mit dem freundlich dubbigen ‚Nothing to do’, dann mit dem hypnotischen ‚Safer Karma’ und schließlich mit dem Titel ‚Frei’, der fließend fast schon in Richtung Drum and Bass geht. Unterschiedlichste Stimmungen passend aufbereitet mit Acid Sounds und Spielereien aus dem Computer, so kann man diese Beiträge vielleicht zusammenfassen. Und so könnte man weiterschreiben... Die nicht genannten Künstler mögen mir an dieser Stelle verzeihen! Neben der bereits hervorgehobenen Tatsache, dass man hier gut eine Stunde neues Material der 1. Electrochill-Liga präsentiert bekommt, lebt der Sampler von der gelungenen Mischung zwischen reiner Elektronik und eher konventionell instrumentierten Tunes. Wer also noch eine Platte zur musikalischen Untermalung lauschiger Sommerabende auf dem Balkon benötigt, die auch im Winter noch Spaß macht, kann hier beruhigt zugreifen. Ach ja: alle Tracks sind auf der Homepage anzuhören...