Diesmal das Optische zuerst: Beim Titel „Symphonies from the Abyss“ und der düsterromantischen Schwarz-Weiß-Gestaltung von Cover und Booklet wäre man nicht unbedingt auf die Idee gekommen, dass das Label Out of Line hier einen Teil seines Repertoires mehrfachverwertet. Denn als Gothic-, Wave- oder gar Death-/Black Metal-Schmiede sind die Berliner ja nicht bekannt. Danach sieht der Sampler zumindest aus. Die Compilation ist jedoch ein schier aberwitziger Mix aus Künstlern, deren Songs oftmals nur eines gemeinsam haben: dass sie nämlich ein bisschen „härter“ zu Werke gehen. Dafür hat das Label aber längst eine eigene Schublade ge-/erfunden: „Dark Rock – die dunkle Seite der Rockmusik“ Und für die Combos, die in diese Schublade nicht so ganz reinpassen, öffnet sich der „Grenzbereich zwischen Gitarren und Elektronik“. Damit wäre das auch geklärt. Ob Mina Harker es allerdings wirklich gut findet, mit Ost+Front, Rummelsnuff und Rabia Sorda in einen Topf geschmissen zu werden? Und musste es denn schon wieder „Bittersüß“ sein, dass nun inzwischen wirklich jeder kennt? Frau Harker hat wahrlich viel mehr zu bieten als diesen einen Song. Das gleiche gilt auch für Rummelsnuff und Terminal Choice. Die Qualität des Songmaterials reicht von leider nur einem Highlight (Combichrist feat. Wes Borland: „Scarred“) bis hin zu komplett unterirdischen Titeln (Ost+Front: „Ich liebe es“; Forgotten Sunrise: „Samewonder“), inklusive einer Mehrheit an akzeptablem Durchschnitt (Staubkind, The Birthday Massacre, Lord of the Lost u.a.). Damit ist auch die Zielgruppe des Samplers klar, der gerade einmal 4,99 Euro kostet (und das ist in der Tat wenig Geld für an sich viel Musik!): Leute, die grade erst am kunstvoll geschmiedeten Eingangtor zur Welt der dunklen Rockmusik stehen oder die keine speziellen Musikpräferenzen haben und sich einfach „durchhören“ wollen – hauptsache „düster“. Alle anderen werden mit dieser Compilation vermutlich nicht allzuviel anzufangen wissen.