Mit und für die japanische Anime-Schmiede ADV Films wurde vom Label ‚A different drum’ der Sampler ‚Space Age Electro Pop’ zusammengestellt. Wie der Name schon sagt, hat man hier die radiotauglichen Momente der verschiedenen Label-Acts zusammen auf einen Silberling gepresst. Fünfzehn Tracks laden ein, sich (im positiven Sinne) elektro-poppig berieseln zu lassen. Den Auftakt machen ‚Wideband Network’. Von der Stimme und dem Melodieaufbau der Vocals erinnert mich das Stück ‚Orbit’ an Gavin Rossdale von Bush – natürlich wurden hier die Gitarren weggelassen. Bei Jean Michel Jarre bedienen sich Neuroactive und verbinden damit im Track ‚Innerspaceman’ Pionier-Geist mit aktuellen Trends. Bei Cosmicity ist die Marschrichtung eindeutig in Richtung Dance-Floor vorgegeben. Trance-Elemente und eine eingängige Melodie machen ‚Digital Delays’ zu einem Stück musikalischer Zuckerwatte, die lecker schmeckt, wenn man sie nicht zu oft bekommt. Nicht weniger eingängig, allerdings eher auf der bitter-süßen Seite des Elektro-Pops finden sich ‚Echo Image’ mit ‚Listen to the stars’. Stampfende Beats und eine 80er-konforme Melodie von ‚Neuropa’ würden bestimmt die Herren Clarke/Bell von Erasure überzeugen, sind mir allerdings ein wenig zu anbiedernd. Alte Bekannte: ‚Syrian’ sind mit der Radio-Version von ‚She’s in the dark’ vertreten. Dieser Track passt eindeutig zum Konzept ‚Synthpop meets Anime’, hypnotischer Aufbau mit ansprechendem Gesang. Kurz vor der Halbzeit erwartet uns ein Instrumental von ‚Alien#Six13’. Recht gute Substanz aber nicht der absolute Kracher. ‚Supernova’ von ‚The Echoing Green’ wird über einer Bassline aufgebaut, wie sie bspw ‚Fluke’ in den 90er Jahren hätten schreiben können. Weiblicher und männlicher Gesang werden professionell dargeboten, das ganze Stück wirkt allerdings ein wenig ‚weichgespült’. Mit ‚B!Machine’ bewegt sich der Sampler eindeutig in die etwas weniger kommerzielle Ecke der Synthie-Musik. Der Remix-Edit von ‚In Thrall’ kann mit etwas dunkleren Vocals und einer sparsam aufgebauten Sound-Kulisse überzeugen. Einer der Höhepunkte des Samplers ist sicherlich ‚Moulin Noirs’ Beitrag ‚A new Frontier. Als wäre hier eine vergessene Perle der längst vergangenen New Romantics ans Tageslicht befördert worden. Schlüssige Instrumentierung, guter Gesang ohne dabei wie ein Plagiat der 80er zu wirken. Das Prinzip ‚ruhige Strophen, kraftvoller Refrain’ wird nahezu perfekt von ‚Wave in Head’ bei ‚Emotional Machines’ umgesetzt. Auch dieser Beitrag ist eher auf der ruhigeren, düstereren Seite des Genres angesiedelt. Positiv fällt hier die Auswahl der Sounds auf. ‚Blade-Runner’-Atmosphäre kommt beim Intro zu ‚Hyperspace’ von ‚Virtual Server’ auf bevor sich der Track zu einem treibenden Track mit acid-angehauchten Sounds entwickelt. Unterbrochen von ruhigeren Passagen baut sich der Song nach und nach auf. Nicht hundertprozentig glücklich bin ich mit dem Gesang, denn die Stimme der Sängerin wirkt hier und da recht dünn. Besser sind die weiblichen Vocals des nächsten Tracks ‚Somewhere Nowhere’ von ‚System 22’. Weniger elektronisch wird hier ein Midtempo-Song aufgefahren, der unaufdringlich aber mit versteckten Qualitäten von Hören zu Hören besser wird. Der wieder tanzfreundlichere Titel ‚Electric Venus’ von ‚Count to Infinity’ besticht durch gut programmierte Synthie-Läufen über orientalisch angehauchten Klängen. Eine durchweg gelungene Kombination. Zum Abschluß beweisen ‚Blue October’ dass Vince Clarke’sche Sounds auch mit einer Frauenstimme zusammenspielen können (obwohl, dass zeigt Vince Clarke ja eigentlich auch mit Andy Bell...). Allerdings kann mich Melodie und Songaufbau nur bedingt begeistern. Zusammengefasst ist zu sagen, dass die Auswahl der Songs unter dem gewählten Fokus auf jeden Fall Sinn macht. Allerdings hat das Label ‚A Different Drum’ noch weitaus bessere Perlen im Archiv, wie Label-Owner Todd Durrant auf Compilations der Reihen ‚Synthpop for a Darkened Room’ und ‚Synthpop Club Anthems’ bereits eindrucksvoll bewiesen hat. Deshalb an dieser Stelle ‚nur’ viereinhalb Sterne.