Mit Zusammenstellungen ist das immer so eine Sache und wenn dann noch ein Label dahinter steckt muss schon die richtige Artist-Power vorhanden sein um ein gelungenes Produkt auf den Markt zu werfen. In diesem Falle lädt Red Ink zu einer repräsentativem Label-Tour ein. Einunddreißig Tracks verteilen sich auf zwei Stunden Musik. Ein erster positiver Aspekt der Zusammenstellung ist, dass man sich über die Reihenfolge der dargebotenen Songs Gedanken gemacht hat. Dies ist umso wichtiger, da der Scope der Indie-Musik breit gefächert erscheint. Elektronisch dominierte Gitarren-Songs von Dune oder Goose teilen sich die Bühne mit funpunkigen Beiträgen von Anti-Flag oder Mumm-Ra und werden geschickt übergeleitet zu wohlbekannten Britpoppern wie den Manic Street Preachers, die auch ihren Sänger James Dean Bradfield solo ins Rennen schicken. Die coole Coverversion, die auf einer solchen Compilation natürlich nicht fehlen darf, kommt in diesem Falle von Ben Folds der hier ohne seine ‚Five’ unterwegs ist und The Cure die Ehre erweist. Von Kent hat man sich die letzte reguläre Single ‚Berlin’ rausgesucht, die vielleicht nicht das beste Stück der letzten Platte darstellt, jedoch trotzdem qualitativ hochwertig die schwedische Fahne hoch hält. Vorwiegend stellt man dynamische Titel vor, obwohl die Bands sicherlich auch Balladen haben, die die schnellen Titel oftmals locker an die Wand spielen. Die Momente ergreifender Schönheit halten sich in Grenzen, funkeln jedoch an der ein oder anderen Stelle wie im ‚Traffic Jam’ von Vega 4 oder ‚Outside’ bei Aqualung. Den Preis für Lockerheit im gehobenen Niveau bekommen Old Man River für ihre Background-Gesangsakrobatik in ‚La’ das ein wenig an Badly Drawn Boy erinnert und ebenfalls in einer loungigen Desperado Version erhalten ist. Das Tagebuch der Indie Musik sammelt Songs der letzten drei Jahre und kommt genau richtig, wenn man der Elektronik, sowie der provozierten Aggressivität und der gewünschten Depression überdrüssig geworden ist, die oftmals den Charakter der auf dieser Seite betrachteten Musik ausmacht. Lieder abseits der Radio-Playlists, die trotzdem ein schlüssiges Gesamtbild liefern und für kleines Geld eine entspannte Verschnaufpause im schnellen Leben des neuen Jahrtausends bieten .