Chille Nacht, heilige Nacht, denkt sich Ministry of Sound und schickt den vierten Teil ihrer Downbeat/Lounge-Serie ‚La Nuit’ Ende November ins Rennen. Was im Sommer am Strand klappt, muss doch auch unterm Weihnachtsbaum klappen, oder? Sagen wir’s mal so: wenn die Qualität stimmt ist es erst einmal egal ob das Quecksilber im Minusbereich pendelt oder die positive Dreißig umgarnt. Was sofort auffällt ist, dass diesmal nur wenig bekannte Namen auf dem Cover erscheinen und lediglich Moby als Wegbereiter der Gospel-angereicherten Entspannungstherapie eingefangen wurde. Konnte man bei Teil zwei der Serie noch sticheln, dass alles Neue so klang, als ob es bereits schon einmal da gewesen wäre, überrascht der vierte Teil durch bereits irgendwie Dagewesenes das ungeheuer neu und frisch klingt. Positive Überraschung was hier so zusammengesammelt wurde. ‚Pale Horses’ von Moby klingt dabei wirklich dem Titel entsprechend recht blass, vergleicht man es bspw. mit dem auf den Fuß folgenden ‚Train Comin’, das den Soul um Längen besser transportiert und auch von der Instrumentierung mit leichten Achtziger-PSB-Effekten rund und schlüssig wirkt. Sicherlich ist auch Vieles mit dabei, das mehr dem klassischen Ibiza-Sonnenuntergang-Muster folgt, aber immer wieder stechen Songs schimmern heraus. ‚Sun is Shining’, tausendmal gehört, ist in einer dichten, flächenbeschwingten Version enthalten, die Freude bereitet und die Boot Cut Rockers, die hier beim Medienkonverter mal kräftig eins auf die Mütze bekommen haben, scheinen sich nun auch musikalisch gefunden zu haben.Die typischen Afterhour Synths finden sich in Out of Sights ‚Comfort’, kein Wunder, denn wo ‚Afterlife Remix’ dransteht ist auch Afterlife drin! Therese und vor allem Chris Coco mit seinen subtilen Acid-Loops schliessen hier hervorragend an und bilden vielleicht als Dreigespann die schönsten zwanzig Minuten der softgemixten CD1. Wie man es von den vorangegangenen Teilen kennt widmet sich CD2 den beatlastigeren Tracks, die trotzdem mit Mellow Sounds zum Chillen einladen. ‚Keine Eile’ hört man die Songs flüstern und diese Botschaft kommt durchgängig beim Hörer an. Mal mit, mal ohne Vocals baut DJ Jondal einen authentischen musikalischen Bogen auf, den man auf jeder Party für die Zeit ab 3 a.m. auf jeden Fall in der Tasche haben sollte, wenn einem die Finger vom Auflgen weh tun. Tracks besonders hervorzuheben ist hierbei müßig, denn die siebzig Minuten funktionieren durch das erwähnte gute Zusammenspiel. Zugegebenermaßen habe ich bei ‚La Nuit 4’ ein wenig Angst vor der Beschreibung des Einheitsbreis gehabt. Dies ist zum Glück ausgeblieben und die Compilation zwischen Spacenight und Ibiza-Lounge hat mich mit ihrem recht hohen Standard eines Besseren belehrt.