Es ist erfreulich, dass nach so vielen Horrormeldungen, was die Musikbranche angeht, es auch immer wieder hoffnungsvolle Lichtschimmer gibt. Nach dem neu gegründeten, amerikanischen Label Tympanik Audio, liegt dieses Mal der Ort des Geschehens weitaus näher und dazu auch noch an einem sehr geschichtsträchtigen Ort: In Griechenland, genauer in Athen, wurde im Sommer 2006 ein Zusammenschluss von Künstlern namens Spectraliquid ins Leben gerufen, der neben Musik auch visuelle Kunst umfasst und sich Innovation ganz groß auf die Fahne geschrieben hat. Gegen Mainstream und konservative Ansichten will Spectraliquid angehen und setzt damit gleich einen hohen Anspruch. Natürlich muss hier für die Eröffnung so etwas wie ein Paukenschlag her, ein Überblick über die Labelkünstler. Dieser nennt sich "Konkrete", ist eine Compilation und enthält eine Reihe neuer, aber viel versprechender Künstler. Auch ein paar alte Bekannte wie Detritus und Ah Cama-Sotz sind mit von der Partie. Allerdings finden sich die ganz großen Namen nicht in der Tracklist, denn das würde auch der Label-Philosophie widersprechen. Aber die braucht es gar nicht, denn "Konkrete" stellt so manche Compilation von anderen und größeren Labels in den Schatten. Spectraliquid ist für jede Art elektronischer Musik offen, Hauptsache, sie besitzt einen experimentellen, dunklen Charakter. Das spiegelt "Konkrete" sehr gut wider, denn alle Songs zeichnen sich, egal ob langsam oder schnell, laut oder leise, durch eine gewisse Düsternis aus. Über den Begriff experimentell lässt sich streiten. Insofern sei nur so viel gesagt: "Konkrete" ist weit davon entfernt, als Versuchsreihe für Tonexperimente durchzugehen. Die elf Tracks liegen qualitativ sehr eng zusammen, weshalb das Herausstellen bzw. Kritisieren einzelner Songs extrem schwer fällt. Subheims melancholisch-sphärische Eröffnungsnummer ist genauso gelungen wie das folgende, rein rhythmusorientierte und tanzbare Stück von Fabrics, die technolastigen Songs von Throttler & Track Killer oder Xsoz und genauso wie die ruhigen aber dafür experimentelleren Sachen von Psytech, Falque oder Yttrium. Die Messlatte liegt also hoch im antiken Griechenland. Wollen wir hoffen, dass es so bleibt, denn davon wollen wir definitiv mehr hören.