Das Genre Folk ist heutzutage breit gefächert. Neo Folk, traditioneller Folk, Folk Rock, Modern Folk oder Folk Dance sind nur ein paar Stile, die zudem auch noch bisweilen schwer voneinander zu trennen sind. Bei Cold Spring erschien vor kurzem in Kollaboration mit Woven Wheat Whispers eine Zusammenstellung, "John Barleycorn Reborn - Dark Britannica", die unter dem Banner Dark Folk die verschiedensten Ausprägungen subsumiert und sich der Vergangenheit der britischen Insel widmet. Der Begriff Dark Folk bezieht sich dabei eher auf die Bezeichnung des dunklen Mittelalters, als auf eine musikalische Ausrichtung. Dunkel waren damals die Zeiten für die Menschen, und genau davon handelten und handeln die Lieder, die ihre Wurzeln in der Zeit nach dem Zerfall des Römischen Reiches haben und meist nur mündlich überliefert wurden. "John Barleycorn Reborn - Dark Britannica" hat damit einen starken und auch explizit gewollten geschichtlichen Bezug und soll aufzeigen, wie die Menschen früher lebten und dachten, wie sie den unmenschlichen Lebensbedingungen trotzten und sich ein eigenes Weltbild schufen. Zu diesem Weltbild gehört die Figur des John Barleycorn, ein Sinnbild für die Gaben der Natur, die den Menschen zuteil werden. John Barleycorn, eine Personifizierung der Gerste, wird im Frühjahr geboren, altert über den Sommer und stirbt schließlich im Spätsommer. In gewissem Sinne opfert er sich, damit die Menschen etwas zu essen haben. John Barleycorn steht für den Kreislauf des Lebens und genau diesem Verlauf folgend, teilt sich diese Zusammenstellung in drei Teile: Geburt, Tod und Wiedergeburt. Die ersten zwei Teile befinden sich auf den beiden CDs der Veröffentlichung, den dritten kann man als separaten Download kostenlos dazu erhalten. Natürlich richtet sich "John Barleycorn Reborn - Dark Britannica" vornehmlich an die britischen Landsleute, aber auch an alle Folk-Interessierten. Auf den beiden CDs sind für den Folk-unbedarften Hörer meist unbekannte Bands vertreten, sieht man einmal von Sol Invictus, Sieben oder Peter Ulrich (Ex-Dead Can Dance) ab. Aber selbst für Kenner dürfte es einiges Neues zu entdecken geben. Schließlich hat es Jahre gedauert, die Künstler mit ihren Liedern zusammenzutragen. Gerade die Mischung der verschiedenen Stile, die Spanne vom klassischen Folk- bzw. Mittelalter-Song bis hin zu abgefahrenen Ideen oder psychedelischen Tendenzen, die Kombination von traditionellen mit modernen Elementen macht den Reiz der Compilation aus. Natürlich fällt auch stark ins Gewicht, dass die Lieder sehr gut ausgewählt sind. Das macht es besonders schwer, welche herauszupicken, ohne anderen Unrecht zu tun. The Owl Service, Andrew King, The Triple Tree, Sieben, Tinkerscuss oder Doug Peters sollen deshalb nur ein paar Beispiele für die Vielzahl an tollen Songs sein. Zusammen mit dem Download, der noch einmal weitere 33 Lieder umfasst, ist "John Barleycorn Reborn - Dark Britannica" die momentan ungeschlagene Zusammenstellung, wenn es um britischen Folk geht.