Compilations wie „Infcat1ion“ sind in doppelter Hinsicht ein Geschenk an die Kundschaft: Lediglich zum Preis einer EP veröffentlicht das stets mit neuen, spannenden Bands aufwartende deutsche Label Infacted Recordings vier aktuelle Maxi-CDs von vier verschiedenen Bands! Den ersten Output dieser neuen Sampler-Reihe bestreiten die in Miami beheimateten Les Anges De La Nuit mit „Absolutions“, das norwegische Duo Conetik präsentiert „Cold Star (Dead Eyes)“. Des weiteren sind die bereits durch „Black City Lights“ bekannten State Of The Union mit der 5-Track EP „The Alien chronicles“ vertreten sowie das schwedische Newcomer-Trio Michigan, das in Deutschland bereits im Vorprogramm von Diorama zu sehen waren, mit „The fallen star“. Bereits der erste Hördurchlauf bestätigt die Erwartungen: Hier sind vier Bands versammelt, deren Sound besser nicht zusammenpassen könnte. Allesamt in den weitläufigen Gefilden des Electro-Pop beheimatet, spiegelt das Song-Material auf ihren Singles wunderbar dessen Vielfältigkeit wieder. Atmosphärisch-opulent und mit bezwingenden Melodien ausgestattet, gehen die bereits seit 2003 bestehenden Les Anges De La Nuit auf „Absolutions“ ans Werk: Neben der Original-Version des Titeltracks „Absolutions“ besticht der von Angels und Agony beigesteuerte Remix mit großartigem Future-Pop und herausragendem Gesang. Namnambulu-Fans dürften hier auf ihre Kosten kommen. Die beiden B-Seiten Tracks haben es ebenfalls in sich: „I still love you“ ist ein mystisch-beklemmender Song, der dem Tag das Licht nimmt und die Liebe gibt – eine traurige, aber großartige Hymne. Treibend genug, um auf die Tanzfläche zu verführen, aber auch zurückhaltend genug, um versunken darin zu schwelgen. „I find myself“ im Transformer Remix hingegen prescht mit wuchtigen Techno-Beats und spacig verfremdeten Vocals direkt in die Beine und in die DJ-Playlists. Im Vergleich zu den anderen Songs etwas gewöhnungsbedürftig, aber gnadenlos gut! Mit der Single “Cold Star (Dead Eyes)” melden sich Conetik nach ihrem sensationellen Debüt „Carbon Electriq“ im vergangenen Jahr zurück. Mit entspanntem, gemäßigtem Tempo, ansprechend-monotonem Gesang und ohne viel Schnickschnack und Schnörkel entpuppt sich „Cold Star (Dead Eyes)“ in der Original-Version als smoother, reinrassiger, schöner Dance-Track, der allerdings vom SWG-Mix bei weitem getoppt wird. Auch hier trifft das längst ausgeschlachtete Adjektiv „spacig“ die Beschreibung wohl am besten. Mit zusätzlichen sphärischen Sound-Effekten ausgestattet, ist dieser Track zum Abheben prädestiniert. Sehr schön ist auch der „Liquid Divine Mix“ geworden, dessen Name im Grunde schon vermuten lässt, wohin hier die Reise geht. Moderat im Tempo bewegen sich Conetik hier zwischen fiebrigem Trip Hop und relaxtem House. Dieser sehr gelungene Mix hätte ruhig etwas länger ausfallen dürfen! Wie eine trauriges, aber auch eindeutiges, resolutes Bekenntnis mutet die grandiose B-Seite “The Machine (In Me)” an: Getragen und anfangs zurückhaltend instrumentiert erwächst dieser Song schon bald zu einem mit Streichern unterlegten Kunstwerk. Hier kehrt eine kalte, stählerne und berechnende Apparatur ihr eigentlich nicht vorhandenes melancholisches Inneres, seine „Seele“ nach außen. State Of The Union, die bereits seit dem Jahr 2000 erfolgreich im Geschäft sind, machen auf „Infact1on“eine kleine Ausnahme und präsentieren mit „The Alien chronicles“ gleich fünf unterschiedliche Songs. „The Sphynx’s Answer“ ist ein wuchtiges, mystisch angehauchtes Dance-Instrumental und fließt nahtlos in „Fall from grace“ über, einem entspannten Mid-Tempo Song, dessen fast zu geradlinige, verzerrte Stimme an Mind.In.A.Box erinnert – hier und da durchzogen von ruhigen, fast beschwörenden Voice-Samples. Auch die Tracks “Fallen Angels” und “Blindfold” sind nach einem ähnlichen Muster gestrickt, untermalt von derselben prägnanten, in gewisser Weise auch niedlich wirkenden “Stimme”, die für ein angenehmes, beruhigendes Gefühl sorgt. Die Songs sind leichtfüßig und sphärisch, jedoch keineswegs beschwingt – ideal für einen kleinen Chill-out. Doch Achtung: Mit “The color of my skin” setzten State Of The Union noch einmal ein dickes Electro-Brett an den Schluss, gewaltig und sehr direkt, simpel gestrickt, aber großartig. Mit dem äußerst sympathischen Trio Michigan haben Infacted Recordings einen kleinen Diamanten ausgegraben. Diesen Eindruck wird man zumindest auch nach mehrmaligem Durchhören der aktuellen Single „The fallen star“ nicht los. Mit viel 80ies-Disco-Appeal und jeder Menge Schwung und Pathos ist der Titel-Track „The fallen star“ im Grunde DAS Hightlight des kompletten Samplers! In diesem Fall kann nicht einmal der „For your love Mix“ mit dem Original mithalten: Die leicht verzerrten Vocals, die fetteren Beats und Bässe und leicht modern aufgetunte Melodie stehen dem Song zwar ebenfalls gut, der nostalgische 80ies Touch jedoch ist es, der „The fallen star“ erst unwiderstehlich macht! Mit „Emotional Silence“ haben Michigan den klassischen, ruhigen und melancholischen „Herzenswärmer“ auf die Single gepackt. „Sad Queen“ im strangen Bastai-Mix präsentiert die Schweden zu guter Letzt noch von einer raueren, experimentelleren Seite und wirkt durch die verfremdeten Vocals und den hypnotischen Beat sehr abgefahren. „Infact1on One“ ist eine hervorragende, günstige Möglichkeit, auf einen Streich in die berauschende Welt der elektronischen Pop-Musik einzutauchen und neue wie bereits etablierte Künstler etwas besser kennen zu lernen, als es mit einem Track möglich ist! Leider ist das gute Stück auf lediglich 1.000 Exemplare limitiert und damit höchstwahrscheinlich schnell vergriffen! Anspieltipps: Les Anges De La Nuit: I still love you Conetik : Cold Star (Dead Eyes) SWG Mix und The Machine (in me) State Of The Union: The color of my skin Michigan: The fallen star