‚Don’t judge a book by the cover’ sagen die Engländer und meinen damit, dass man sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen soll. Diese Redewendung gilt auch für die ‚Future Sounds of Jazz’ Reihe, denn was hier geboten wird ist weniger Jazz nach dem klassischen Verständnis, sondern viel mehr entspannte, ideenreiche Elektronik mit Jazz-Einflüssen. Michael Reinboth, Labelchef von Compost und ‚Compiler’ der Future Sounds hat geschafft, was sonst eigentlich mit keiner anderen Lounge-Serie gelungen ist. Bereits seit neun Jahren und zehn Teilen präsentiert er immer neue Künstler und zeigt, dass er ein gutes Händchen bei der Auswahl der Beiträge hat. Mal percussiv dynamisch, mal elektronisch dubby hat sich das hier Gebotene in den entsprechenden Hörerkreisen zu einen Standard entwickelt ohne dabei einen ‚Cafe del Mar’- Ausverkauf zu erleben. Diesmal ‚soft-mixed’ enthält die Compilation zwölf Tracks von denen es mir die folgenden besonders angetan haben: Da wäre zunächst mal der Track ‚Süßholz’ von Gabriel Ananda, den Ben Mono in die Remix-Maschine geworfen hat. Nach einem rhythmischen Intro und weichen, Kraftwerk-artigen Sounds setzen die schleppenden 4/4 ein, die es Herrn Mono dann ermöglichen ein Spektakel an Sounds sehr gezielt und sparsam einzusetzen. Minimal electronica vom aller-, allerfeinsten! Ein wenig ruhiger schon fast dubby mit Tarantino-Western-Guitar und Gesangsbrocken angereichert überzeugt auch ‚Terms and Condition Apply’ im ‚Entity Remix’, dargeboten von ‚General Electrics’. Kein unbekannter im Music-Business ist Sebastian Tellier der mit ‚La Ritournelle’ den letzten Track beisteuert. Streicher, Klavier und ein äußerst interessanter, vor sich hin schwebender Rhythmus erzeugen mit Easy-Listening-Anflügen Zufriedenheit im Ohr des Hörers. Eher auf die jazzy side kippen Tracks wie ‚Uam Uam’ von ‚Povo’ oder ‚Los Bandidos’ von ‚Cal Tjader’, gemischt von Reinboth himself. Wer bereits einige der anderen Teile der Compilation-Reihe im Regal stehen und die bunte Mischung der verschiedenen Ingredienzien dieser Platten als gut befunden hat, wird auch vom zehnten Part nicht gelangweilt oder gar enttäuscht werden. Nebenbei liefert Compost mit dieser CD auch eines der bisher schönsten Covers das Jahres ab. Das Booklet im blauen Jewel-Case und das wiederum im durchsichtigem, weiß bedrucktem Schuber macht schon mächtig was her. Auch hier zahlt sich die Kontinuität aus, diesmal in Form der Zusammenarbeit mit dem Designer Andrew Arnold. Solide Leistung, allerdings nix Neues, deshalb 5 Sterne.