Auf dem ersten Sampler des Funkwelten Labels geben sich neun Projekte die musikalische Klinke in die Hand. Vertreten sind natürlich die labeleigenen Künstler, zusätzlich hat man sich jedoch noch Gäste eingeladen. Jeweils ein bis zwei Stücke werden beigesteuert. Heraus kommen 78 Minuten reine Elektronik. Interessant: hier darf jeder mal mit jedem. Die Köpfe der Gruppen ‚For a Space’ und ‚Polygon’ werden zu ‚Polyspace’, und ‚Satsuma’ holt sich Torben Schmidt ins Boot, am besten bekannt durch ‚Lights of Euphoria’, und verschmilzt mit ihm zur Gruppe ‚Enfusion’. Den Auftakt macht ‚Displacer’, der mit ‚Down’ recht düsteren aber trotzdem flüssigen Ambient-Sound abliefert. Rückwärts geloopte drums und rhythmuslose parts bauen eine sphärische Klanglandschaft auf. Weniger auf Entspannung sondern vielmehr auf Aphex-Twin erprobte Elektronik mit massiven Stereo-Effekten setzt ‚Flint Glass’ in den beiden Tracks ‚Ethereal Winter’ und ‚Teotihuacan’. Bedeutend direkter wird hier das Thema Elektronik umgesetzt um das sich dieser Sampler eben dreht bevor sehr relaxed der Titel ‚Zweiundvierzigfieber’ den Hörer in den melodischen Himmel zurückholt. Wer in den Achtzigern ‚The Art of Noise’ (in ihrer China-records Phase) gehört und gemocht hat, wird hier bestens bedient. Zwischen gepitchten Flächensounds haben unzählige Geräusche ihren kleinen aber feinen Auftritt und hallbereicherte Sprachsamples verdichten den atmosphärischen Ansatz des Tracks. Suchtgefahr: mehr davon bitte! Eine bunte Mischung aus Space-Night-Akkord-Folgen und Kleinteil- oder besser ‚Clicks and Bleeps’ Elektronik liefern Polyspace ab. Dabei entsteht eine interessante neue Mischung, die von den beiden Protagonisten die besten Ideen vereint. Wie das gemeint ist kann der Hörer selbst herausfinden, denn die beiden ‚Hauptprojekte’ stellen sich ja auch noch später auf der CD vor. Wer hier welche maßgeblichen Einflüsse einbringt sei als kleine Transfer-Aufgabe für den Hörer gestellt. ‚Genetique’ von ‚Klangfarbe’ reduziert die Anzahl der Tonspuren auf das Wesentliche und lässt sich nur schwer einordnen. Reduzierte Beats und sparsam eingeflochtene Streicher und Klavier-Klänge machen den Wiedererkennungswert dieses Tracks aus. Den eingängigsten Part des Samplers übernehmen ‚Satsuma’, die mit ‚Monday Color’ eher einen Sonntag-Mittag im Cafe del Mar beschreiben könnten und diesen Eindruck mit den noch entspannteren ‚Mauna Kea’ verstärken. Definitiv ein Lied für glühend rote Sonnenuntergänge, egal an welchem Strand dieser Welt. Schließlich sind da noch ‚Echorausch’ zu nennen, die mit den zwei experimentellsten Tracks an den Start gehen. ‚Metal-on-Metal’-Sounds, härtere Beats und verzerrte Samples machen ‚Helix’ und ‚Shape’ zu ‚Industrial-Ambient’ Tracks, die sich von größtenteils ruhigen Eindruck der CD eher abheben. Das Chemnitzer Label Funkwelten setzt mit diesem Sampler im plastikfreien 3-Pac eine hohe Meßlatte für die Mitbewerber in diesem Genre. Zusammen mit Enfusion sind Polyspace meine eindeutigen Gewinner der Compilation, wobei die Qualität jedes einzelnen der anderen Tracks an dieser Stelle noch mal hervorgehoben werden soll! Einzig die Reihenfolge der Tracks ist nicht optimal gewählt; da hätte man dem Hörer ein durchgängigeres Klangerlebnis bescheren können. Aber da lässt sich ja nachhelfen.