In einer Zeit, in der Compilations lange nicht mehr den Stellenwert haben, den sie in den 1980/1990ern hatten, ist es umso erfreulicher, in regelmäßigen Abständen eine solche in der Hand halten zu können, die in Sachen Exklusivität und Qualität den Kult-Compilations von damals in nichts nachsteht und dabei stets aktuell am Puls der Zeit und darüber hinaus ist. Das Labelfestival Forms of Hands ging am 22. und 23.04.2016 in die nächste Runde und als Quintessenz erscheint die dazugehörige Label- und Festivalcompilation mit exklusiven Titeln aller teilnehmenden Künstlern. Phasenmensch eröffnet mit einem sphärischen und sehr treibenden Track, was einen sehr guten Einstieg in die Compilation ermöglicht. Ruhig bleibt es auch bei Morbus M., dessen Beitrag Engelradings etwas düsterer wirkt und die Beats nehmen sich auch etwas zurück. Neuzugang Trackologists bieten Vocals auf vertrackten Beats während Wieloryb wie gewohnt ein Soundgewitter auf den Hörer loslässt. Gleiches gilt für Proyecto Mirage und Nullvektor. Als kleines Zwischenfazit kann hier gesagt werden, dass die bisher gebotenen Tracks eher in die Tiefe gehen als nach Vorne, was nicht negativ zu sehen ist. Elektronische Musik in diesem Bereich braucht auch Tiefgang, Ecken und Kanten, die hier bei sämtlichen Künstlern in vorzüglichem Maß vorhanden sind, was man besonders beim technoiden, sich wunderschön aufbauenden Beat von Monolith bemerken kann. Alles gut also soweit. Den Schritt nach Vorne machen Cacophoneuses während Le Moderniste diesmal mehr Wert auf düstere Atmosphäre mit Noise-Elementen legt. Für Breaks und Geschwindigkeit sorgt 16Pad Noise Terrorist. Talvekoidik knüpft an sein hervorragendes Album an und nimmt den Hörer mit auf die Reise. Rhythm-Industrial mit einer gehörigen Portion Noise bringt MS Gentur auf den Punkt und wird dann von Neuzugang End.User abgelöst, der gekonnt Melodie, Atmosphäre und Breakbeats unter einen Hut bringt. So ruhig, wie diese Scheibe angefangen hat, so laut hört sie auf. Mono No Aware beendet mit krachigen Beats und Noise die diesjährige Zusammenstellung. An den verschiedensten Stilrichtungen und Spielarten der elektronischen Musik, die auf Forms of Hands 16 vertreten sind, ist wieder einmal erkennbar, welch enorm weites Feld das Dortmunder Label Hands unter einem Dach beheimatet und trotzdem, oder gerade deswegen, alles zusammenpasst. Ob ruhig oder heftig, ob melodiös oder krachig. Noise, Techno, Elektro, Ambient und noch unzählig mehr - alles ist bei Hands zu finden und alles gehört zusammen. Das muss man erstmal schaffen. Die Forms of Hands-Festival- und Compilationreihe ist erneut um ein Exemplar gewachsen und auch diesmal bleibt kein Wunsch offen, außer vielleicht, dass die Zeit bis zum nächsten Mal schnell vergeht.