Dass jedes Jahr ein Festival des dortmunder Hands-Label stattfindet, dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben, denn dieses Jahr fanden sich bereits zum dreizehnten Mal die labeleigenen Künstler zusammen um es ordentlich krachen zu lassen. Hands als reines Industrial-Label zu bezeichnen käme der gebotenen Palette an Künstlern und der Anzahl verschiedenster musikalischer Stilarten bei weitem nicht gerecht. Auch bei der diesjährigen Zusammenstellung spiegelt die Tracklist die Setlist des Festivals wider und deckt ein weites Feld an elektronischer Musik ab. Den Anfang macht ein Neuzugang, das belgische Duo Kaibun, welches sich aus Laurent Delogne und Marie Hubart zusammensetzt, wobei ersterer auch als Le Moderniste bekannt ist. Kaibun bieten stampfende Industrialbeats mit Noise gepaart. Das ist eigentlich nichts Neues, wirkt hier aber nicht altbacken, sondern eher frisch und vor allen Dingen wuchtig. Phasenmensch, ein weiterer Neuzugang, hält sich mit Noise eher zurück und versetzt den Hörer mit sphärischen Flächen und stetigem technoiden Beat beinahe in Trance. Wieloryb läutet nun die Reihe der etablierten Acts ein, denn obwohl erst zwei Alben erschienen sind, ist das polnische Duo bereits eine feste Größe in der Hands-Familie und beweist das auch gekonnt mit der typischen, höchst clubtauglichen Mischung aus Rhythmus, harten Beats und eingebauten Samples. Auch gradlinig, aber eher im technoiden Sinne kommen Heimstatt Yipotash daher und zielen gandenlos auf die Tanzfläche ab. Xabec ist dieses mal eher beatlastig, was ihm aber sehr gut steht, denn die so typischen experimentellen und ambienten Flächen und Geräusche sind immer noch zu hören und so entsteht eine sehr interessante Mischung. Schade nur, dass der Auftritt beim diesjährigen Forms of Hands, nach eigener Aussage, das allerletzte Livekonzert von Xabec sein sollte. Geistform hämmert die typischen und ganz eigenen analogen Beats aus seinem Equipment und sorgt, wie bei seinen Alben, für rhythmische Zuckungen in sämtlichen Gliedmaßen, man kann bei Geistform einfach nicht still bleiben. Etwas ruhiger, aber nicht sanfter, geht es bei Ah Cama-Sotz zu, der ein geheimnisvolles und von düsteren Flächen getragenes Meisterwerk zum Besten gibt. Die zweite Hälfte der Compilation ist auch wieer die gleich Reihenfolge wie die des zweiten Tags des Festivals und wird somit auch von einem neuen Künstler eröffnet, dem französischem Projekt Yura Yura. Beats und Noise sind hier das Motto und genau wie beim darauffolgenden Le Moderniste schält sich ein stetiger Rhythmus aus dem Lärm und dem Krach, typisch für Rhythmindustrial und von beiden exzellent interpretiert und dargeboten. Um etwas verschnaufen zu können, schaltet sich mit Talvekoidik ein Vertreter der ruhigeren Klänge ein. Warme Flächen und Pianoklänge verleiten zum Träumen und Schwärmen. Dieses kleine Intermezzo in sanfte Sphären wird von Hysteresis knallhart und ohne Rücksicht auf Verluste unterbrochen und in ein Inferno von Beats und Gitarrenriffs, die schon auf dem letzten Album zu überzeugen wussten, verwandelt. Nullvektor baut seinen kompromisslos stampfenden Rhythmus nach und nach zu einem komplexen Beatkonstrukt auf, fast sekündlich kann man neue Fragmente innerhalb des Beats hören, was beinahe, nur etwas unverzerrter und minimaler auch auf Orphx, dem nächsten Act, zutrifft. Minimaltechno mit regelmäßigen Beats und kontinuierliche, aufeinander aufbauende Rhythmussequenzen machen den Sound des Duos aus Toronto so einzigartig, denn nur Orphx kann minimale Musik so spannend umsetzen. Headliner des Festivals und abschließender Act ist Winterkälte mit einem richtigen Biest. Weniger Noise, dafür mehr vertrackter Rhythmus ist die Devise und weiß damit zu überzeugen, denn aus diesem Beat-Inferno gibt es kein Entkommen. Auch die dreizehnte Ausgabe der Labelcompilation besticht durch eine exzellente Mischung, die keine Wünsche offenlässt und auf durchweg hohem Niveau einen aktuellen Überblick der Labelarbeit schafft. Mit den Neuzugängen haben die Labelmacher wiedereinmal ein glückliches Händchen bewiesen, ich bin mir sicher, dass es von sämtlichen Künstlern noch viel zu hören geben wird. Allerdings wird die Messlatte für die vierzehnte Compilation nochmal eine Stufe weiter höher gelegt, aber diese Marke zu erreichen wird bei der Auswahl an Künstler und den eventuellen Neuzugängen wohl kein Problem sein.