Es muss ja eigentlich nicht mehr erzählt werden, dass das jährliche Forms of Hands zu den Topadressen der kleinen aber feinen Festivals zählt, denn es werden jedes Jahr beinahe sämtliche Facetten der elektronischen Musik präsentiert. Jedes Jahr ein reines Labelfestival auf die Beine zu stellen verdient schon Respekt, birgt aber auch die Gefahr eventueller Gleichartigkeit und Wiederholungen, denn die wahre Kunst liegt ja darin, jedes Jahr auf´s Neue Abwechslung und Vielfältigkeit zu bieten und das gelingt den Machern jedes Jahr auf´s Neue und davon zeugt der parallel zum Festival erscheinende Sampler. Dieser gewährt dem Hörer entweder das Schwelgen in Erinnerungen, einen Vorgeschmack auf das kommende Forms of Hands oder einfach nur einen exklusiven Überblick über das Labelprogramm, denn alle Beiträge sind wie immer eigens für diese Compilation zusammengestellt und bisher nicht veröffentlicht worden.. Gleich der Opener, ein Neuzugang in der Hands-Familie, bietet ganz großes Kino, denn Saturmslize verbindet Rhythmus mit sphärischen Sounds und Flächen, etwas verzerrt aber nicht zu viel und damit Kopfkino wie ich es mag.

Ein weiterer Neuzugang sind 1979 und im Gegensatz zum vorherigen Act gibt es hier Rhythmus pur: Verzerrte Loops, wuchtige Schläge und Noisekonstrukte, die ein wenig retro aber nicht angestaubt klingen – sehr feiner Rhythmindustrial der an Sonar erinnert. Mit Syntech, 13th Monkey, S.K.E.T. und Mono No Aware melden sich nun die Altmeister zu Wort und präsentieren ihren typischen Style an Tribal, Industrial, Darktechno, Rhythm and Noise und eben jenes I-Tüpelchen, welches das Besondere an Hands ausmacht. Sylvgheist Maëlström ist ebenfalls neu dabei und bieten ein wenig Kontrastprogramm zum vorherigen Style. Ich würde das ganze mal grob als Electronica bezeichnen, komplex und etwas unterkühlt und anders – gefällt mir ganz gut. Dirty K. verlassen den eingeschlagenen Pfad und stampfen wieder geradeaus dass es nur so eine Freude ist. Mit diesem Duo aus England hat sich Hands eine wahrliche Powermaschine ins Boot geholt.

Etwas ruhiger und melodiöser wird es beim folgenden Nullgrad. Hier ist der Titel „Fenster in eine andere Welt“ Programm, denn die Sequenzen und Melodien laden zum Träumen, aber nicht zum Einschlafen, ein. 16Pad Noise Terrorist hat mich persönlich dem Breakbeat und Drum and Bass nähergebracht, denn hier geht es nicht alleine um puren Rhythmus und Bass, es werden auch Flächen, Melodien und andere Strukturen mit eingebaut, die den ganzen Track interessant und abwechslungsreicher machen.

Als vorletzter Künstler präsentiert das Hands-Urgestein (und das meine ich sehr positiv) MS Gentur wie gewohnt harte Kost, die auf die Tanzfläche zielt und trotzdem nicht monoton wirkt. Ich hatte mit dem letzten Künstler auf dieser Compilation immer so einige Schwierigkeiten, denn Needle Sharing war mir immer eine Spur zuviel Drum and Bass und Breakbeat. Allerdings muss ich zugeben, dass mir dieser Track durchaus gefällt: Sehr kraftvoller Rhythmus und eine fette Bassline, davon könnt ich gerne mehr haben. Die Mischung aus Neuzugängen und etablierten Acts funktioniert auf „Forms of Hands 12“ tadellos, macht Laune und bietet mehr als nur einen Labelüberblick – nämlich richtig gute Musik.