Für alle, die dieses Wochenende nicht beim Maschinenfest sein können, gibt es einen kleinen Trost. Man zaubere sich eben sein eigenes und ganz persönliches Maschinenfest nach Hause. Die Anlage wird aufgedreht, so weit sie es hergibt bzw. die Nachbarn es noch tolerieren. Und die Frage, was in den Player reinkommt, wäre auch schnell geklärt. Man nehme sich den Sampler zum „kleinen Bruder“ des Festivals: Der „Elektroanschlag“ in Altenburg wandelt ganz auf den Pfaden dieses großen, alljährlichen Konzerthighlights. Einmal im Jahr, an einem Wochenende versammelt sich die Riege jener Künstler, die sich dem Elektro, Industrial und Noise verschrieben haben. Dieses Jahr ging der Elektroanschlag in seine mittlerweile achte Runde. Eine Rezension zum gleichnamigen Sampler, der aber erst in dritter Auflage erschienen ist, gab es bisher nicht. Dieses Wochenende ist wohl nun der beste Zeitpunkt dafür. Der Sampler bietet alles was man aus industriellen Klängen und musikalischem Krach so rausholen kann. Stücke, die verspielten Melodien Raum geben, Titel, die jegliche Melodien mit Bässen wegstampfen und Songs, die sich dem vollkommenen Minimalismus verschrieben haben. Die Künstlerauswahl, die durch das Line up des Festivals vorgegeben ist, wurde durch eine intelligente Songauswahl optimal ausgeschöpft. Newcomer wie Heimstatt Yipotash mischen sich perfekt unter Genregrößen wie Ah Cama-Sotz. Ungewöhnlich ist die Anordnung der Songs, die alphabetisch nach den Bandnamen sortiert sind. Dennoch wirkt der Sampler absolut in sich stimmig und lässt sich gut „in einem Stück“ hören. Umso höher ist noch einmal die Songauswahl zu bewerten. Vor allem, weil man sich nicht mit irgendwelchen Songs zufrieden gibt, die der Käufer auf jedem Album inklusive hat. Der Elektroanschlag - Sampler ist sich auch bei seiner 3. Auflage dem Prinzip getreu geblieben, dem Käufer einen echten Mehrwert zu bieten. Bei den Titeln handelt sich entweder um exklusive Versionen oder bisher unveröffentlichte Stücke. Den Anfang machen 100blumen mit „!“. Laut Lexikon wird das Ausrufezeichen wird zur Bekräftigung einer Aussage verwendet. Es ist also klar, was 100blumen uns damit sagen wollen: hier gibt es keine Kompromisse. Und das machen sie in ihrer Musik auch deutlich. Kompromisslos peitschen die Sounds aus den Boxen, der Hörer wird förmlich auf die Tanzfläche gepresst. Das Fest ist eröffnet. Das nun folgende „Hypersonic“ von Ah Cama-Sotz ist gleichfalls treibend, aber ganz anders als sein Vorgänger arbeitet Herman Klapholz mit pulsierenden Beats und flirrenden Melodiesequenzen. Ein Highlight. Die Catholic Boys in Heavy Leather wirken dagegen viel schwermütiger und arbeiten mit stark verzerrten, dunklen Vocals. „Doomsday“ lässt grüßen. Obwohl sich der nun folgende Titel „Electrophobia“ nennt, scheinen Cervello Elettronico keinesfalls an einer solchen zu leiden. Ein schönes Stück elektronischer Kunst ist ihnen hier gelungen. Etwas gedämpfter wird es mit Detritus. „Desolate“ entstammt eher der ruhigeren Ecke des Industrial/Noise. Die nun folgenden Esplendor Geométrico starten mit einem ansteckenden Rhythmus ihren Lauschangriff. Die Aggressivität der Titel hat damit deutlich nachgelassen, insbesondere „Emperor Slug 2“ (Fragment King) ist durch die Zusammenarbeit mit Klangstabil und Torben Wendt zu einem beinahe empfindsamen Stück geworden. Und so geht es weiter im Wechsel zwischen brachialen Soundgewittern und gemäßigten Geräuschcollagen bis zum finalen Höhepunkt. Zero Degrees entlassen den Hörer sanft chillend mit ihrem „Stellwerk“. Die 18 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von 83 Minuten gibt es wieder zum absolut fairen Preis von 14 Euro. Der Sampler ist auf 500 Stück limitiert. Es gibt aber noch Restexemplare. Der Termin für den Elektroanschlag Nr. 9 steht bereits fest: 4. – 5. April 2008. Wir sehen uns im Kanonhaus in Altenburg.