Was harmlos mit „Lost Childhood“ von Morgenstern anfängt entwickelt sich zu einem Sampler aus finsteren Songs, dunkler Atmosphäre, zerstörerischen Beats und Ambienteeinflüssen. Die Rede ist vom „Elektroanschlag“ - Sampler. Die offizielle Doppel-CD zum gleichnamigen Festival enthält Tracks aller aufgetretenen Acts der Jahre 2003-2005. Nachdem ich mich Anfang April live von der grandiosen Auswahl der Künstler überzeugt habe, werfe ich nun einen äußerst erwartungsvollen und kritischen Blick auf den Sampler. Ein erster Blick auf die Tracklist lässt einen vermuten in welche Richtung es geht. Enthalten sind 24 Tracks, davon 15 exklusive und 3 unveröffentlichte. Man stolpert über einige namhafte Größen aus dem Bereich der dunkel elektronischen Musik. Asche, Mono No Aware, Dive, Sonar, Morgenstern oder auch Terrorfakt. Bunt gemischt reicht der Sampler von Noise über Industrial zu Ambient und auch seichteren Electro. Den Auftakt zum „Elektroanschlag“ macht, wie schon erwähnt, Morgenstern mit sehr atmosphärischen Klängen. Dabei kann das Duo auch ganz anders, wie ich es eindrucksvoll auf dem Elektroanschlag 6 erleben konnte. „Perversion“ von Mimetic Desire ist ein Song, der in seinem Grundrhythmus minimalistisch daher kommt und ein wenig, beim Überhören der „Ich biete mein Fleisch an“-Samples, an Elemente aus der Feder Karl Bartos’ erinnert. - Auch wenn ich für diese Aussage im Kommentarbereich sicher geschlagen werde ;-) - Mit „Deine Welt“ folgt ein Song, der ein Veralbern Funker Vogts als Attraktion auf einer Kaffeefahrt zu sein scheint. Sehr merkwürdig. Mit Polarlicht 4.1 und Terrorfakt deutet sich anschließend ein erster leiser Paukenschlag an, der in „Dead Dealer“ von Greyhound als geballte Ladung an Power zu einem ersten Härtehöhepunkt anschwillt. Mit Leif Künzel, besser bekannt als Mono No Aware, geht es weiter in Sachen grandioser Power Electro. Auch Slides stehen für stampfende Rhythmen und Soundgewitter. „Batterie Tod“ ist ebenso stürmisch wie die Vorgänger und ein echter Clubkracher. Mit Dive wird es etwas technoider. Der Altmeister des Industrial ist mit „This is me“ von seinem aktuellen Album „Behind The Sun“ vertreten. Erst spät habe ich einen Weg zu der Musik von Dive gefunden oder auch andersrum. Seitdem bin ich umso gefesselter von dem Sound Mister Dirk Ivens’. Heimstatt Yipotash sind die heimlichen Helden eines jeden „Elektroanschlags“. Was ursprünglich nur als Live-Projekt geplant war, hat sich nun zu echter Konkurrenz für die Szene-Kollegen entwickelt. Auch mit ihrem Samplerbeitrag beweist das Dresdner Duo Gespür für erfrischende Klänge. Ich bin gespannt auf das erste gemeinsame Album, das auf Hands erscheinen wird. Mit Mezire und Spherical Disrupted werden die BPM etwas zurückgefahren und die erste CD hinterlässt am Ende ein äußerst zufriedenes Gefühl in mir. Auch der zweite Silberling des Samplers kommt anfangs ruhig und atmosphärisch daher. Asche ist mit ungewöhnlich seichten Electro dabei, obwohl das Ein-Mann-Projekt beim „Elektroanschlag 6“ das Haus noch mit zerstörerischen Beats und geballter Power gerockt hat. Painbastard steigert den Spannungsbogen und ebnet den Weg für das folgende Soundgewitter. „One Man“ von Hioctan ist in der Oriental Dance Version vertreten. Da sind orientalische Klänge in einem elektronischen Gewand verpackt und geben der CD einen interessanten Beigeschmack. Auch This Morn’ Omina sorgen für abwechslungsreiche und atmosphärische Einflüsse. Mit „Suneater“ wird das Talent der Belgier für die passende Kombination aus Ethno und Eletro eindrucksvoll bewiesen. Für die gewisse Härte sorgen dagegen Sonar, P.A.L. oder auch Soulcriplle. Erstere dröhnen in gewohnter Manier heftig aus den Boxen und genau dieser Sound versetzt mich in Ekstase und brachte den Putz im Altenburger Kanonenhaus zum bröckeln. Das Soloprojekt Alarmen bewegt sich dagegen in den niedrigen BPM-Bereichen und erinnert an eine reine Geräuschkulisse. Bevor die CD mit einem Hidden Track endet erklingen bei Revoice recht poppige Klänge. Etwas ungewöhnlich für die CD, aber immerhin startete der Elektroanschlag einmal als Synthpop-Veranstaltung. Ein Stück Erinnerung an die Anfänge, auf der CD aber etwas verloren. Wer auf dem Festival nicht dabei sein konnte, erhält mit dem Sampler einen Einblick auf das, was er verpasst hat. Wer den Elektroanschlag schon einmal live erlebt hat, fühlt sich zurückversetzt nach Altenburg ins Kanonenhaus. Die Auswahl der Tracks ist gut gelungen und facettenreich. Die Balance zwischen den unterschiedlichen Härtegraden der Sounds ist bemerkenswert. „Elektroanschlag“ hält für Anhänger des gesamten Dark Electro Bereichs einiges bereit. Wer jetzt neugierig auf den Sampler geworden ist, der sollte schnell zum CD-Händler seines Vertrauens gehen oder im Internet unter www.elektroanschlag.de sein Glück versuchen. Dabei ist Eile geboten, denn die komplette Auflage ist auf 500 Stück limitiert und mit dem Verkauf der Platten wurde schon Anfang April gestartet. Die ersten 200 CDs sind sogar mit exklusiver Pappverpackung.