Samplerreihen, die sich auf breiter Ebene den 80er Jahren widmen, gibt es mittlerweile in einer schier unüberschaubaren Anzahl. Zwar passt die Metapher „wie Sand am Meer“ nicht ganz, doch die Suche nach einer liebevoll zusammengestellten, über den Selbstzweck der bloßen Geldmacherei hinausreichenden Compilation, gestaltet sich ähnlich schwierig wie das verzweifelte Scannen kilometerlanger Sandbänke nach seltenem Strandgut. Umso mehr vermag die vorliegende Doppel-CD „Disco Pop Volume 1“ zu überraschen, welche neben sattsam bekannten Tophits auch rare Versionen weniger famoser Lieder beinhaltet. Unter dem eigenen Label „Pokorny Music Solutions“ und der Katalognummer PMS 001 führt Adam Pokorny seine vor knapp 3 Jahren ins Leben und via Zyx Music vertriebene 80s Revolution Serie fort. Die Zusammenarbeit mit der Plattenfirma wurde zwar beendet, doch der Sorgfalt bei der aufwendigen Restaurierung und digitaler Überarbeitung alter Masterbänder hat dies keinen Abbruch getan. Auch der jüngste Serienspross punktet mit Extended-Versions und raren Club-Mixen, von denen 5 bislang noch nicht auf CD erschienen waren. „The Right Time“ von den Split Mirrors, die im vergangenen Jahr einen vergleichsweise wenig beachteten Comeback-Versuch starteten, gab es bis dato nur auf der 1987 erschienenen 12“ Vinyl Maxi. Gleiches gilt auch für „Someday“ von den Glass Tigers. Die Albumversion wird seit Jahrzehnten auf diversen Samplern verheizt, aber die 7:19 min lange Extended-Version gibt es hier erstmalig auf CD. Weitere Premieren: Pia Zadora („Let’s Dance Tonight“), F.R. David („Don’t go“ – Version Longue) sowie Taco („Puttin On The Ritz“). Letzteren Song gab es 2008 im Original 12“ Mix auf dem Disco Discharge Sampler, die hier verwendete Extended-Version ist ein paar Sekunden kürzer und ansonsten nur in Nuancen verändert. Man muss also teilweise schon sehr genau aufpassen und hinhören, um an manchen Stellen die kolportierte Exklusivität verifizieren zu können. Aber bei der eingangs zitierten Flut an Oldiesamplern ist diese Tatsache einfach eine logische Begleiterscheinung. Generell kann man über die Titelauswahl natürlich diskutieren. Manches ist eher Disco, manches eher Pop, die Schnittmengen zwischen den einzelnen Sparten sind ohnehin fließend, so dass ich gespannt bin, ob die Tracklists der avisierten „Euro Disco“, „Synthpop“, „Party Time“, „NDW“ und „Funk and Groove“ Sampler signifikante Unterschiede in puncto Charakteristika aufweisen werden. Fürs Erste hat Adam Pokorny seine Hausaufgaben gemacht und zwei Scheiben ohne echte Ausfälle kompiliert. Ob nun ausgerechnet die Fake-Boytronic von 1988 gegenüber der Originalbesetzung den Vorzug erhalten mussten, sei dahingestellt, zumal „Don’t let me down“ im US-Mix der wohl beste Output des gecasteten Trios war. Der Sampler macht Spaß – und sei es, dass man die bekannten Radiohits mit ihren 12“ Pendants vergleicht. Camouflages „Love is a shield“ kackt gegenüber der Singleversion mächtig ab, während die Pet Shop Boys Komposition für Dusty Springfield „In Private“ in der Langfassung einen klaren Punktsieg erringen kann. Der Klang und die Abmischung ist Geschmackssache. Mir persönlich kommt vor allem der Gesang an manchen Stellen relativ dumpf rüber, die elektronischen Drums sind dagegen sehr prägnant. Allen Hörern kann man es ohnehin nicht recht machen. Wer neben der So80s Serie von Blank and Jones noch eine weitere Reihe sammeln möchte, sollte auf alle Fälle einmal bei Herrn Pokorny reinhören.