Was sich vor zwei Jahren als wahres Erfolgsrezept erwiesen hat, findet jetzt einen Nachfolger. „Dependent Club Invasion 2“ knüpft nahtlos an seinen Vorgänger - „Dependent Club Invasion“ an. Dependent nimmt sein spezielles Konzept wieder auf: drei Singles von drei unterschiedlichen Bands in einer exklusiven, auf 1000 Exemplare limitierten Box und das ca. 3 Wochen vor den individuellen Veröffentlichungsterminen. Alle drei Bands stammen aus dem Hause der Gelsenkirchener Beat-Schmiede. Und die Auswahl ist beachtlich: Rotersand, als Senkrechtstarter des letzten Jahres, Mind.in.a.box, als die großen Newcomer des vergangenen Jahres, und Stromkern, die dagegen schon seit 1997 den europäischen Kontinent von Übersee aus mit elektronischem Futter versorgen. Das klingt viel versprechend. Widme ich mich jetzt also den einzelnen Singles. Den Anfang machen Mind.in.a.box mit „Certainty“. Letztes Jahr katapultierten sich Stefan Poiss und Markus Hadwiger mit ihrem furiosen Debüt „Lost Alone“ an die Spitze der DAC. Gefeiert wurden sie als Newcomer des Monats und waren damit in aller Munde. Mit „Certainty“ steuern sie zum „DCI 2“ einen Vorboten ihres kommenden Albums „Dream Web“ bei. Die Single knüpft stilistisch an seine Vorgänger an und beweist ein weiteres Mal das vielschichtige kreative Potential des Duos. Elemente aus EBM, Trance und Techno verbinden sich zu…tja zu was? Eben zu Mind.in.a.box! Neben den drei Versionen des Titeltracks gibt es noch „Beyond The World“ und „Unicorn“ obendrauf, wobei es sich beim letztgenannten um ein melodisch facettenreiches Instrumental handelt. Hier lassen sich die Trance-Einflüsse keinesfalls mehr leugnen. Atmosphärisch schwebt das Stück dahin. Die beiden anderen Songs sind dagegen vom Gesang und ohrwurmtauglichen Melodien bestimmt. Mit „Certainty“ wurde eine gute Wahl getroffen. Diese Single bringt Dependent seinem Ziel näher, mit „DCI 2“ seinen Vorgänger zu übertrumpfen. Sehen wir weiter… Weiterhin am Start sind Rotersand mit ihrer Single „Exterminate Annihilate Destroy“. Auch hier handelt es sich um eine Vorabsingle vom kommenden Album. „Welcome To Goodbye“ soll im Juli in die Plattenläden kommen und die Single ist ein abwechslungsreicher Vorbote. Im Gegensatz zu Mind.in.a.box knüpfen Rotersand nicht nur an ihr erfolgreiches Debüt „Truth Is Fanatic“ an, sondern legen noch einen drauf. Die CD durchzieht eine ungewohnte Härte, ohne dabei die so typischen musikalischen Flächen zu verdrängen. Hier treffen harte Beats auf sinfonische Schönheit. „Exterminate Annihilate Destroy“ ist nicht nur textlich explosiv, sondern auch der Sound knallt für Rotersand-Verhältnisse ungewöhnlich hart aus den Boxen. Eine unaufhaltsame Basslawine durchzieht den gesamten Track. Eine eingängige Melodiefläche und Rascals teilweise verzerrter Gesang kämpfen sich gegen diesen dumpfen Bass durch. Ergebnis ist eine musikalische Explosion in der Mitte des Tracks, die langsam aber sicher in einer melodischen Sinfonie ausklingt. Mit „Last Ship“ und „Caustic Greed“ gibt es noch zwei weitere Songs zu den Remixversionen vom Titeltrack dazu. „Last Ship“ ist auch von der neuen Härte „betroffen“, enthält aber mehr der so typischen melodischen Flächen. „Caustic Greed“ ist dagegen ein ruhiger Track geworden, der durch seine vielschichtigen und melodischen Electro-Arrangements dennoch ganz typisch wirkt. „Exterminate Annihilate Destroy“ wird die Zeit des Wartens auf „Welcome To Goodbye“ angenehm verkürzen. Für mich ist diese Single der klare Favorit der drei Singlebeiträge auf „DCI 2“. Dritter im Bunde sind Stromkern mit „Stand Up“. Ganz im Gegenteil zu den beiden anderen Bands haben Stromkern schon einige Jahre Bandgeschichte hinter sich gelassen. Aber eines haben die drei Labelbands trotzdem gemeinsam: ihr Talent Elemente verschiedenster Stilrichtungen zu vielschichtigen und komplexen Arrangements zu verbinden. Stromkern bedienen sich aber eher musikalischer Klänge aus den Richtungen EBM und Electronic sowie rapähnlichen Freestyle-Elementen. Ergebnis ist ein Stil, den man wie bei Mind.in.a.box, schlecht benennen kann. Aber es muss ja nicht immer ein Musikstil sein, sondern hier tun es auch einzelne Worte: energiegeladen, anders, rau, eingängig und irgendwie auch merkwürdig an Rap erinnernd. Neben zwei Remixversionen runden „Can’t Believe“ und „Slow Cascade“ das musikalische Werk ab. Beide weitaus ruhiger als der Titeltrack. Diese Single trifft nicht ganz meinen Nerv und steht auch nicht so richtig in Harmonie zu den zwei anderen auserwählten Singles. Dennoch ist „Dependent Club Invasion 2“ ein würdiger Nachfolger geworden. Ob das Label seinem Anspruch - noch hochwertiger zu werden - gerecht wird, muss jeder für sich entscheiden. Zwei erstklassige Singles und eine mittelprächtige dazu, machen bei mir 4 ½ Sterne. Wer sich jetzt noch eine der wertvollen CD-Boxen sichern will, der sollte sich beeilen, denn die wenigen Stück werden schnell vergriffen sein.