Die von Thomas Mielke initiierte Dark Ambient Radio Community hat es geschafft, sowohl Künstler als auch Interessierte der düsteren Ambient-Klänge zusammenzubringen. Zugegebener Maßen spricht diese Art von Musik nicht die breite Öffentlichkeit an und auch die Zahl der veröffentlichenden Projekte ist einigermaßen überschaubar. Man kennt sich eben. Umso schöner ist es, dass dieser Community 2008 ein Sampler entstammte, der sowohl bekannte als auch unbekannte Projekte vereinte.

Dieser Sampler erfährt nun eine Fortsetzung, die eine kleine Besonderheit birgt. Wie schon bei Teil 1 wurden auch für Teil 2 exklusive Tracks zur Verfügung gestellt. Doch die Künstler durften selbst abstimmen, welcher der ins Rennen geschickten Songs es auf die Compilation schafft. Dieses Voting eröffnet eine Sichtweise auf diese Musik, die sich noch einmal von der der reinen Konsumenten unterscheiden könnte. Natürlich sind die Künstler auch Hörer, aber eben in erster Linie Musiker. "Dark Ambient Radio Vol. 2" ist trotzdem oder (je nachdem, wie man es sieht) leider nicht zu einem Experimentierfeld der Musiker geworden. Vielmehr wurden aus 33 Tracks die besten 11 ausgewählt, was aufgrund des Votings zwar einerseits wenig Ausreißer verspricht, dafür aber einen hohen Standard setzt. Eröffnet wird Volume 2 vom Leipziger Ein-Mann-Projekt Tholen, das mit Chören, Streichern und tiefen Bässen eine Mischung aus tiefer Melancholie und Unbehagen erzeugt.

Inner Vision Laboratory aus Polen bietet die perfekte Fortsetzung, nur das industrielle Klänge einen etwas harscheren Sound erzeugen. Mit Architektur Noir geht die Reise nach Bulgarien und hin zu mehr Hall und Trostlosigkeit. Hier erhellen nur noch einzelne melodische Töne die Dunkelheit. Auf die verzichtet der Norweger Hærleif Langås, der von Projekt Northaunt bekannt sein dürfte, mit THERRADAEMON dann völlig. Ganz im Gegensatz dazu erscheint das ruhige "Poudure" von Aspectee aus Kiel fast schon chillig. Mit Paukenschlägen meldet sich Phelios zu Wort und mit dem bekannten Wuppertaler Projekt wird es erstmals rhythmisch in der Dunkelkammer. Aus dem sonnigen Südamerika, genauer aus Argentinien, stammt Angel Jose Lozano von CrepusculaR, der mit Grillenzirpen und Drones ein Vakuum erzeugt. Das Projekt Nagual Art des Freiburger Künstlers Andreas Kantner (Volador) verbindet düstere Drones und maschinelles Krachen.

Bei Gefallen kann man sich übrigens sämtliche Alben von Nagual Art kostenlos als MP3-Dateien herunterladen. Von alten Bekannten wie den Bremern Troum erwartet man immer etwas Besonderes. "Pina" erweckt den Eindruck von Atemgeräuschen oder vorbei fahrenden Zügen. Das klingt wie erwartet etwas verschroben und man glaubt, Stimmen und Akkordeon herauszuhören. Ganz so böse wie der Titel "Succubi" vermuten lässt, ist der Song des kroatischen Projekts Phobos zwar nicht, klingt aber trotzdem noch schön düster. False Mirror aus Ulm entlässt uns mit leicht unbehaglichen Tönen und unverständlichen Sprachsamples ins Zwielicht.

"Dark Ambient Radio Vol. 2" ist eine erstklassige Veröffentlichung, um die man als Liebhaber der düsteren Klänge nicht herum kommt. Vielleicht wird die bestimmt folgende Nummer 3 dann etwas experimentierfreudiger, damit gerade die eingefleischten Fans etwas Unerwartetes geboten bekommen.