Ausgerechnet Freddie Mercury eröffnet den zweiten Mix der So80s Reihe von Blank and Jones. Hätte ich nicht auf das Booklet geschaut, wäre mir das jedoch während der ersten, instrumentalen Minute nicht offenbar geworden, denn was hier als Synthesizer im Hintergrund zu Beginn der Extended Version vor sich hin plockert ist einzigartig. Typischer Fall von Vorurteil, denn auch wenn Queen bei mir klar unter langweiliger Altherrenmusik rangiert, man muss zugeben, dass Mercury hier mit Hilfe von Gorgio Moroder eine stattliche Achtziger Hymne hingelegt hat, die ich zur Veröffentlichung aus Ignoranzgründen schlichtweg verpasst habe. Wo wir schon voll in der Besprechung des 3CD-Sets währen! Das Konzept des zweiten Teils ist gleich geblieben: Soft-Mix CD plus zwei CDs (über)randvoll mit klanglich aufgebrezelten Maxiversionen aus den Archiven dieser Welt. Wieder mischen Blank and Jones Altbewährtes mit Nischen-Stars und entkommen damit bei der ‚Tour de Compilation’ dem aus lieblos zusammengeschraubten Mainstream-Klischees bestehenden Hauptfeld der Media-Markt Boxen. ‚Take on Me’, ‚Don’T Go’, ‚Smalltown Boy’ und ‚Big in Japan’ als typische Vertreter sind zwar auch dabei, das war’s dann aber auch schon mit dem Kommerzgedanken. Zwar finden sich noch weitere wirklich große Namen, aber wer hätte bspw. vermutet, dass die Auswahl bei New Order auf das mit Hot Chocolate Referenzen gespickte‚Thieves Like Us’ oder bei Duran Duran auf ‚Hold Back the Rain’ fällt? Achtundneunzig von hundert befragten Elektro-Hausfrauen hätten eher ‚Blue Monday’ und ‚A View To A Kill’ als die Party-Waffen der Wahl angegeben. Inhaltlich sind es aber auf jeden Fall erneut die eher unbekannten Beiträge, die zu Begeisterungsstürmen verleiten! ‚Kissing the Pink’, das ist echte Vergangenheitsbewältigung, weiß ich doch noch genau, in welch konservativen Kleinstadtkaufhaus ich einst genau diese 12“ bestellte um musikalisch weiter vorne mit dabei zu sein. Ob der schwule Sohn von Chrystel und Blake Carrington aus dem Denver Clan im echten Leben nun auch noch singen müsse, da war man sich damals auch nicht eing. Fakt ist, dass ‚Sunglasses at Night’ ein ganz spezieller Untergrundhit ist. Auf ZYX mit ‚West and Girls’ schon gemischt, bevor das Wort ‚Mash-Up’ überhaupt laufen lernte und von Tiga zu neuem Ruhm verholfen stellt sich die Frage heute bestimmt nicht mehr. Weitere solcher Schätze finden sich mit Fra Lippo Lippi, Belouis Some, The Blue Nile und Endgames und ähnlich wie Freddie Mercury beweist auch Matia Bazar, dass sie zu unrecht oft in die Gianna Nanini Rocknudel-Ecke gepackt wird, denn ‚Ti Sento’ ist mehr Achtziger als so manch anderer bekannte Titel. Zwar hätte man Kajagoogoo und die Simple Minds mit ihren Beiträgen auf dem ersten Teil der So80s Reihe aus meiner Sicht abhaken können und Tina Turner ist für mich noch immer ein totales No-Go, aber das ist eine wenig objektive Einschätzung, sondern pure Geschmackssache und somit kein Bewertungskriterium. Klanglich merkt man sehr deutlich die Unterschiede zu vielen bisher verfügbaren Versionen der Maxi-Versionen und darauf legen die beiden deutschen DJs ja auch besonderen Wert. Vier Stunden und elf Minuten klangstabile Unterhaltung machen auch den zweiten Teil zu einem durchaus hörens- und mit dem ausführlichen Booklet auch wieder sehenswerten Set. Die Online-Version bietet zusätzlich neben einem Blank and Jones Remix von Kim Wildes ‚Kids in America’ auch noch den gesuchten ‚Behind the Wheel/Route66 Megamix’ von Depeche Mode, der sicherlich auch seinen festen Platz auf der CD-Version hätte finden müssen. Vermutlich schimmert hier wieder einmal die Lizensierungspolicy der großen Labels durch. Audiophile Kinder der Achtziger werden jedoch trotzdem auch So80s 2 in der Hardcopy-Version zu einem Dauerbrenner in den Verkaufscharts machen.