Die Maschinen sind erneut erwacht. Besser gesagt, sie wurden geweckt. Klangerzeugungsmaschinen. Von Musikern und Produzenten, die damit erneut halb- und dunkelektronische Songs geschaffen haben, um sie dem wohlwollenden Publikum zur auditiven Freizeitgestaltung feilzubieten. Eigentlich schliefen sie ja nie richtig, doch unter diesem Motto kann sich der aktuelle Out Of Line-Sampler "Awake The Machines Vol. 6" wirklich präsentieren, denn es gibt reichlich Erfreuliches zu hören. Dass für die Kritik der ATM-Reihe auch der Verkaufspreis hinzugezogen wird, muss zwar inzwischen nicht mehr erwähnt werden, aber irgendwie gehört's dazu: €4,99 für die einfache Variante und €8,99 für die limitierte Doppel-CD. Musikalisch bewegt sich Vol. 6 wie die Vorgänger zwischen sanften Synthpop-Klängen, Futurepop, Electroclash- und -pop, Oldschool- und neuen EBM-Sounds bis hin zum obligatorischen Hellectro. Einiges ist/war bis dato unveröffentlicht, einiges dafür schon mit Asbach-Prädikat zu versehen. Unterhaltsam ist der große tanzbare und melodische Anteil von CD1, der durch die poppigeren Tracks von #1-#6 zudem sehr radiotauglich daherkommt. Marsheauxs "Ghost" ist an dieser Stelle besonders hervorzuheben - Electropop at its best! Zusammen mit Client und Kloq die stärkste Sampler-3er-Gruppe seit langem. Kloqs "I Never Said" ist ein perfekt ausgesuchtes Aushängeschild für das kommende Album und geht dann kurz vor 3:30 voll und ganz ab. Das ist einfach nur genialer Electro-Dancefloorsound. Der Accessory-Mix für Combichrist scheint das bisher nicht gehörte Original relativ glattzubügeln und lässt deshalb auf mehr Härte hoffen. Blutengel, Lola Angst und Hocico bieten jeweils bandtypisches, also solide Kost und UnterARTs "Now Or Never" überzeugt durch einen ohrwurmtauglichen und mitsingfreundlichen Refrain garantiert jeden Futurepopelectrofan. Da mit solchen Samplern ein quasi allumfassender Musikgeschmack des Electronic-Genres abgedeckt werden soll, werden definitiv auch individuelle Abneigungen mit eingebunden. Im Falle des Autors CD2-Titel #2, die Old School-EBM-Tracks und sicherlich für fast jeden Hörer die absolut aus der Reihe fallenden und deplazierten Gothic-Rock-Boni von Dark Princess und Reflexion. Da hätte man dieser Kategorie lieber zwei echte und bereits vergriffene Klassiker zuordnen können. A prospos CD2. Neben Angels & Agony, einem diesmal weniger synthpoppigeren Titel von Tristesse De La Lune (Panzer AG-Remix!), Northborne im groovenden Downtempo, The Horrorists "13 Dobermans" im sehr electrolastigen Die Krupps-Remix ist Solitary Experiments Feat. Feindlug mit ihrem "Seele Bricht" das Highlight dieser zweiten CD. Irgendwie war der Song damals an mir vorbeigegangen. Neben der Mischung dieser beiden Bands stellt sich unweigerlich beim Refrain das Gefühl ein, APBs "Starsign" und VNVs "Beloved" hätten auch mitreden dürfen. Der Titel taugt allerdings auch dazu wie sehr leckere Schokolade zu sein. Zu oft gegessen bzw. gehört und man kann für eine Weile nicht mehr ran... Alles in allem ist die Compilation eine starke Zusammenstellung aktueller DJ-Playlists und sonstiger Veröffentlichungen. Trotz des weit gefassten Spektrums fällt kein Titel der Tracklist derlei aus dem Rahmen (bis auf CD2: #16, #17), dass meinerseits beim Nebenbeihören, trotz der genannten Abneigungen, die Skip-Taste bedient werden musste. Und das ist für eine Doppel-CD-Compilation nicht selbstverständlich.