Wenn ein Label Geburtstag feiert geschieht dies meist in Form eines Labelsamplers, einer Übersicht über das bisherige Schaffen und der Künstler, die dazu beigetragen haben. Mit 25 years of Hands feiert nicht nur das Dortmunder Label seinen 25. Geburtstag, es werden zugleich auch 25 Jahre Innovation und Kunst und Musik, in Experiment und Mut gefeiert. Hands deckt ein sehr breites Spektrum an elektronischer Musik ab, welches schier unendlich viele Facetten dieses Stils bietet. Es ist bestimmt nicht immer einfach aus der Masse an Musik genau die herauszupicken, die für das Labelprogramm geeignet scheinen, umso mehr kann man vor Labelboss Udo Wießmann seinen Hut ziehen, dass ihm das in den vergangenen 25 Jahren so vorzüglich gelungen ist. 25 years of Hands, das sind 48 neue und exklusive Tracks von 48 aktiven Künstlern und Projekten, die auf 4 CDs für ausgezeichneten Musikgenuss sorgen. Der musikalische Aspekt ist somit abgedeckt, aber auch optisch wird einiges geboten. Die 4 CDs finden ihren Platz in einem qualitativ sehr hochwertigen und stylischem Artbook, welches teilweise geprägt und lackiert ist und, wie alles Grafische bei Hands, von Nicola Bork gestaltet wurde. 1979 sorgen für einen ordentlich krachigen Einstieg und geben die Marschrichtung für die folgenden 13th Monkey und 16Pad Noise Terrorist vor. 5F-X und und Ah Cama-Sotz nehmen sich nur leicht zurück, bleiben aber beatlastig, während Ambassador21, wie gewohnt, Beats und Härte höherschrauben. Einen sehr schönen Kontrast bietet Angina P. mit fluffigen Beats, bevor Cocaphoneuses die den Technoise-Regler aufdrehen. Cervello Elettronico versorgt den Hörer mit knusprigen Rhythmen und gibt dann an Dirty K. ab, der feinste Rhythm-and-Noise-Kost serviert. Edgey präsentiert Breakbeat und Drum and Bass auf sehr schöne Art und Weise und zu guter Letzt lässt Geistform die erste CD mit analogen Rhythmen ausklingen. Die zweite CD beginnt nicht minder krachig als die erste, denn Greyhound sind nicht gerade für ihre sanften Töne bekannt und auch Hezzel bringt satte Beats, dazwischen versorgt Heimstatt Yipotash den Hörer mit tanzbaren Rhythmen. Hydrone bringt surrende Flächen auf einem auf- und abschwellendem Surren, was sehr gut rüberkommt und den perfekten Übergang zu den straighten und etwas zurückgenommenen Beats von Hysteresis bildet. Hardcore-Elektro vom Feinsten wird von Illegal Trade geboten und Incite/ präsentieren ihren unverkennbaren Style, der sofort zum Kopfnicken einlädt, wie auch der verzerrte Midtempo-Beat von Kaibun. Last Days Of S.E.X. und Maschinenkrieger KR52 vs. Disraptor sorgen auf dem letzten Drittel der zweiten CD für eine gehörige Portion Rhythm-Industrial, während es bei Le Modernist nicht minder noisig zugeht, aber der Rhythmus minimiert wurde. Libido Formandi lockert zwischendrin alles mit sehr schöner IDM auf. Mono No Aware leitet die dritte CD ein und auch er versteht natürlich sein Handwerk und bietet Industrial im ureigenen Stil und Sound an. Minimale und wuchtige Beats werden von Monolith dargeboten, Morbus M. geht sehr entspannt ans Werk und baut luftige Beats auf fließende Flächen. Ein fast schon episches Werk in Sachen Rhythmus und Noise verdankt der Hörer MS Gentur, während Needle Sharing gemäßigter und cleaner daherkommt. Norm sorgt für ruhige Momente und gibt dann den Stab an Nullvektor ab, der technoiden Industrial abfeuert. Sehr schöne und entspannte Electronica kommt von Phasenmensch während Proyecto Mirage machen das, was sie am besten können, nämlich mit Ihrem Ryhthm-Industrial auf die Tanzfläche zielen. S.K.E.T. nehmen die Beats nur leicht zurück und Saturmzlide und Saverio Evangelista gestalten den Übergang zur vierten CD eher ruhig und entspannt. Sehr interessant und auch ein bisschen experimentell beginnt die, leider schon letzte, CD mit Schachtanlage Gegenort, Shorai hingegen bietet mit seinen futuristischen Beats und Sounds klares Kontrastprogramm dazu. Minimal und tanzbar geht es mit Supersimmetria weiter und auch Sylvgheist Maelström schlägt in die gleiche Kerbe, wenngleich auch mehr Flächen benutzt werden um eine entsprechende Atmosphäre aufzubauen. Syntech kommt wuchtig und krachig daher, während Synth-Etik mehr Beatarbeit leistet, beide aber im wohligen Midtempo-Bereich. Warme Electronica mit Tiefgang kommt von Talvekoidik, der von Hardcore-Breaks abgelöst wird, welche von Tatlum serviert werden. Das genaue Gegenteil, nämlich ruhige elektronische IDM-Klänge bietet Totakeke an, die gleich nach dem Verklingen von Wieloryb abgelöst werden, der sich diesmal mit seinem Rhythm-Noise zurückhält, aber nur, was die Beats angeht, krachig bleibt es trotzdem. Winterkälte präsentieren ihren Drum´n´Noise als schleppendes, krachendes Soundkonstrukt, welches die ideale Vorlage für den verzerrten Beat von Yura Yura gibt. Bei 48 Tracks fällt es schwer, einzelne besonders hervorzuheben oder zu empfehlen, aber das ist auch gar nicht nötig, denn es wird wirklich für fast jeden Geschmack etwas geboten, sei es Ambient, flächige Soundscapes, technoider Industrial, Elektro, IDM, Noise, abstrakte Experimente, Noise, Breakbeat, Drum and Bass – die Aufzählung könnte ins Unendliche gehen und zeigt auf, wie abwechslungsreich die Bandbreite and verschiedenster Musik ist – ein Umstand, der trotz der enormen Spieldauer aller vier CDs zusammen, für eine Heavy-Rotation dieser Compilation sorgen wird. Nur wenige Alben erreichen Kultstatus und Compilations haben es da noch sehr viel schwerer, aber so wie der mittlerweile legendäre This is Electronic Body Music-Sampler ist auch diese Compilation, wenngleich sie sich auch nicht eins zu eins vergleichen lassen, jetzt schon das Maß der Dinge, wenn es um die viel zitierte Messlatte geht, denn besser kann eine Zusammenstellung in dieser Art nicht gemacht werden. 25 years of Hands ist sowohl optisch als auch akustisch ein Meisterwerk und wird noch auf Jahre die Referenz für elektronische Musik sein.