Wer v4w.enko hört, der weiß eigentlich schon Bescheid. Und das gilt sogar für diejenigen, die das Projekt gar nicht kennen sondern aufgrund des Namens einfach mal ins Blaue hinein raten; mit dem Hinweis, dass reine Elektronik zum Einsatz kommt. Also wird dem Wissenden sicherlich nur ein Gedanke kommen: die Verbindung zum Experimentellen. Und genauso ist es. Der audio-visuelle Künstler Jevgeni Vaschenko aus Kiew war einigen Herrschaften des Labels Kvitnu 2008 in die Arme gelaufen, die ihn baten, seine Kunst auf ihrem Live-Event vorzustellen. Was danach folgte, war das siebente Release des Labels und für ihn das erste, welches zum Kauf angeboten wurde. Die drei anderen sind weiterhin als freier Download verfügbar. "Harmonic Ratio" ist quasi das "Best Of" dieses Multimedia-Projektes, wobei trotz der Vielzahl an Tracks (26; manchmal nur Klangfetzen von acht oder ein paar mehr Sekunden Länge) speziell Wert auf die große Reichweite seines Outputs gelegt wurde. Der harmonische Anteil bei v4w.enkos Werk liegt vor allem darin begründet, dass die durch mathematische Anwendungen vorprogrammierten Algorithmen und Muster einfach vor sich hin fließen und durch Echtzeit-Manipulationen harmonisch variieren. Zur vollen Wirkung kommt dieses Prinzip allerdings erst bei der Betrachtung des Video-Teils der CD. Nun wird klar, wie schnell weiße Linien und schwarze Rechtecke rastlos Länge und Größe ändern, was sie nicht in diesem Ausmaß tun würden, wenn kein Eingriff in die mathematisch-akustischen Ergebnisse erfolgen würde. Dass dadurch eine sterile und streng unterkühlte Atmosphäre entsteht, versteht sich fast von selbst. Alles klingt nach einer bestimmten, genau ausgetüftelten Form, jedes B(l)eep-, Klack und Fietsch-Geräusch hat seine ganz genauen Auftrittsmomente, die zügig aber nicht hektisch in den Kopf einoperiert werden. So resultiert letztendlich alles in optischer Schwarz/Weiß- und akustischer Noise-Simplizität. Ungeachtet typischer Ausprägungen des uneasy Listenings, kann die CD trotzdem als angenehme Geräuschkulisse für fast 70 Minuten im Hintergrund laufen, ohne dass sie dabei nervt (vorausgesetzt, man dreht die Lautstärke etwas herunter). "Opus28", "Io_n_l" und "Awava_d" sind die Anspieltipps, da sie durch die auftretenden langen und tieferen Töne fast schon Ambient-Atmosphäre, besser gesagt Steril-Ambient, verbreiten. So macht Minimalismus fast schon "Spaß", auch wenn er logischerweise wirklich nur für Klangfetischisten konzipiert ist.